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Gestapelte Säcke. In Guben rüstet man sich gegen die Flut. Südlich der Stadt war ein Deich gebrochen; dadurch konnte Wasser abfließen.

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Update

Hochwasser: Entspannung an der Spree, Gefahr an der Neiße

Die Hochwasserlage an der Spree entspannt sich langsam, an der Neiße bei Guben kämpfen Einsatzkräfte aber noch immer gegen die Flut. In Berlin ist vorerst kein Hochwasser zu befürchten.

Während sich die Hochwasserlage an der Spree am Mittag weitgehend entspannte, kämpften mehrere Dutzend Einsatzkräfte an der Neiße bei Guben weiterhin gegen die Flut. „Wir haben an den Deichen gerade noch eine Handbreit Platz, um ein Überschwappen des Wassers zu vermeiden“, sagte Gubens Bürgermeister Fred Mahro. „An einigen Stellen aber mussten wir kapitulieren. Die Poststraße steht unter Wasser. Hier sind acht Häuser betroffen. Die Keller sind überschwemmt.“ Allerdings müsse es noch zu keinen Evakuierungen kommen. Dennoch sind die durch die Flut angerichteten Schäden enorm. Erst vor vier Wochen war in der Grenzstadt, die seit 1945 in eine deutsche und eine polnische Hälfte geteilt ist, eine Theaterinsel mit Freilichtbühne und Parkanlagen eröffnet worden. Dieses Schmuckstück gleicht einem seit Montag einem riesigen See, aus dem nur noch die hohen Bäume und Laternen herausragen.

Für die Abendstunden rechnet Guben mit einer Entlastung. Spätestens dann sollen auch die vorsorglich in Klein Bademeusel und zwei anderen Dörfern evakuierten Einwohner in ihre Häuser zurückkehren können.

Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) sicherte bei einem Besuch in den Krisengebieten Unterstützung für alle vom Hochwasser betroffenen Menschen zu. „In erster Linie wollen wir natürlich verhindern, dass jemand in eine Notsituation gerät“, sagte Platzeck. „Aber falls es doch der Fall sein sollte, wird niemand allein gelassen.“

Der am Montag teilweise überschwemmte Fürst-Pückler-Park in Bad Muskau, Unesco-Weltkulturerbe, kam glimpflich davon. Es habe keine größeren Schäden gegeben, sagte Bürgermeister Andreas Bänder (CDU) am Dienstag im Deutschlandradio Kultur. In dem im Park gelegenen Schloss sei lediglich ein bisschen Grundwasser und etwas Wasser durch die Kellerfenster eingedrungen, das jetzt abgepumpt werden müsse. Im Vergleich zum großen Hochwasser von 1981 habe sich zudem im Park verhältnismäßig wenig brauner Schlamm abgelagert. Bänder geht davon aus, dass der Park zum Wochenende wieder für Besucher geöffnet werden kann.

An der Spree bereitete sich die Stadt Cottbus auf die Flutwelle vor. Auf 25 Kilometern fließt der Fluss durch die Stadt. Hier sind allerdings noch nicht alle Deiche auf neuestem Stand. Die Öffnung der Talsperre in Spremberg hat die Situation erheblich entspannt. Dadurch sollen die Fluten nun kontrolliert abfließen. Im Tagesverlauf soll die Abflussmenge bis auf 70 Kubikmeter pro Sekunde gesteigert werden. Ohne Öffnung der Talsperre wären weiterhin nur zehn Kubikmeter Wasser pro Sekunde abgeflossen. Bereits am Mittwoch wäre damit die Aufnahmekapazität für die Talsperre erreicht worden, da gegenwärtig aus Sachsen mehr als 90 Kubikmeter pro Sekunde in die Talsperre einliefen. An der Talsperre war noch kurz zuvor gebaut worden und das aus Sachsen kommende Hochwasser hatte sich bereits deutlich angestaut.

In Berlin ist die Lage entspannt

In Berlin ist vorerst kein Hochwasser zu befürchten. Mit einer leichen Erhöhung der Pegelstände wird ab Mittwoch gerechnet. Bis zu 20 Zentimeter könnte das Wasser steigen, teilte die Senatsverwaltung für Umwelt mit. "Nach der Öffnung der Talsperre in Spremberg wird das Spreehochwasser kontrolliert in Richtung Berlin fließen", sagte eine Sprecherin zu Tagesspiegel Online. Auf ihrem weiteren Weg in Richtung Berlin fließt die Spree außerdem durch den Spreewald, der mit seinen vielen Kanälen und Schleusen viel Wasser binden kann. Da am Dienstag nicht mit Regen gerechnet wird, soll sich die Lage weiter entspannen. „Falls es jetzt aber längeren Starkregen gäbe, könnte die Sache auch in Berlin gefährlich werden,“ sagte die Senatssprecherin. Betroffen wären dann vor allem die Gebiete an der Müggelspree rund um Köpenick. „Obwohl der Müggelsee auch viel Wasser aufnehmen kann“.

Senatsverwaltung und das Wasser- und Schifffahrtsamt Berlin messen regelmäßig an 59 Messstellen und beobachten die Pegelstände derzeit aufmerksam. Das Wasser- und Schifffahrtsamt Berlin hat am Dienstag damit begonnen, die Abflüsse der Innenstadt vorsorglich zu erhöhen, um so bei leicht abgesenkten Wasserständen die Hochwasserwelle besser durch die Stadt ableiten zu können. Mit einem Hochwasser wie 1981 rechnet die Stadt aber offenbar nicht. Damals waren Siedlungsflächen in Berlin überschwemmt worden.

Das Hochwasser war durch enorme Regenfälle am Freitag und Sonnabend im polnisch-tschechischen Einzugsgebiet von Neiße und Spree ausgelöst worden. An zwei Tagen fielen hier 140 Liter pro Quadratmeter. Normal ist die Hälfte in einem ganzen Monat.

(mit ddp)

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