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Küsschen. Georg Friedrich Prinz von Preußen und Sophie Prinzessin von Isenburg.

© dpa

Hochzeit des Kaiser-Ururenkels: Adel geschaut

Der Ururenkel des Kaisers heiratet, Potsdam nimmt’s gelassen: „Sollen se doch heiraten, wenn se sich gut verstehen.“

Es gab keine Tränen. Selbst der große Moment dieser „Hochzeit in Potsdam“ verlief ohne zur Schau gestellten Überschwang der Gefühle – typisch preußisch: In der Friedenskirche von Sanssouci sind Georg Friedrich Prinz von Preußen und Sophie Prinzessin von Isenburg am Samstag in einem ökumenischen Gottesdienst samt Segenswunsch des Papstes getraut worden.

Sie wären, gäbe es in Deutschland eine Monarchie, das Kaiserpaar. Das allerdings bewegte die meisten der geschätzt gut zweitausend Schaulustigen um die Kirche wenig. Die meisten waren einfach zum Gucken gekommen, so wie Elke Plaschke, die mit einer Freundin extra aus Reinickendorf nach Potsdam gefahren war. „Wir haben so wenig alte Traditionen“, sagte sie, und „der Prinz ist sehr sympathisch.“ Sogar Hüte hatten die zwei Berlinerinnen mitgebracht, sich aber doch nicht getraut, sie aufzusetzen. Vereinzelt waren auch schwarz-weiße Preußen-Fähnchen zu sehen hinter den Absperrgittern an der Allee nach Sanssouci, über die die 640 Gäste aus dem deutschen und europäische Hochadel zu Fuß zur Kirche gehen mussten. Die Damen, extravagant behütet, stöckelten auf hohen Absätzen über das schlechte Pflaster, die Herren zeigten sich im Frack. Uniformen gab es wenige zu sehen.

Bestaunt und manchmal auch belächelt wurden „der Adel“ und später das Brautpaar im blauen, von sechs Pferden gezogenen Landauer dabei von weitaus weniger Menschen, als Potsdams Polizeidirektor Ralf Marschall erwartet hatte. Der vermutete Volksauflauf blieb aus. Gelassenheit scheint ein Grund, das grau-kühle Nieselwetter der andere. Ein Mann brachte die Seelenlage der Potsdamer so zum Ausdruck: „Sollen se doch heiraten – wenn se sich gut verstehen.“ Schrecksekunden kurz vor Ende der Trauung endeten glimpflich: Hengst Agulan, eines der sechs Pferde vor dem Landauer des Brandenburgischen Landes- und Hauptgestüts in Neustadt (Dosse), stürzte dramatisch, konnte aber rechtzeitig wieder aufgerichtet und eingespannt werden. Dem Brautpaar war anfangs die Anspannung anzusehen, später lächelte es glücklich, nach der Trauung sogar regelrecht gelöst. Zeitweise schien es, als sei selbst ihnen die preußische Inszenierung zu viel geworden. Dann wieder lüftete der Bräutigam spaßig seinen Zylinder, kokettierte mit den Fotografen auf der Pressetribüne.

Die Braut trug ein modern wirkendes Kleid aus gewaschenem Seidentaft, entworfen von Wolfgang Joop, der selber in einem weinroten Second-Hand-Anzug erschien, angeblich mit Mottenlöchern.

Am Vorabend waren in Berlin 1000 Gäste beim Wohltätigkeitsabend der Prinzessin Kira von Preußen-Stiftung im Konzerthaus geladen. Moderator Christian Filips erzählte von der Rolle, die die Musik im Hause Hohenzollern gespielt hat. Mit Minneliedern ging es los, natürlich durfte der komponierende König Friedrich II. nicht fehlen, vom weltbürgerlichen Hofkapellmeister Giacomo Meyerbeer stammt ein variétéhafter „Fackeltanz“. Mühelos wechselten der Berliner Staats- und Domchor, die Sing-Akademie und die Lautten Compagney unter Leitung von Kai-Uwe Jirka von einer Musikmode zur nächsten, 90 geschichtsträchtige Minuten lang. Nach dem Konzert schweifte der Blick über den nächtlichen Gendarmenmarkt: Tu felix Prussia! (mit jaha/gb)

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