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Hofläden: Schnitzel des Vertrauens

Obst, Gemüse, Fleisch: Immer mehr Kunden kaufen direkt beim Erzeuger. Dass Schweine hier mit Dioxin belastet sind, kann man sich kaum vorstellen.

Luckau - Ein Hahn kräht laut, als Gabriele Lehmann aus ihrem Auto steigt. Auf der anderen Straßenseite ist das Muhen einer Kuh zu hören. In der Mitte des Bauernhofes in Freesdorf bei Luckau befindet sich eine kleine Landfleischerei, wie es sie in immer mehr Dörfern Brandenburgs gibt. Skandale wie der um Dioxin-belastetes Schweinefleisch scheinen unendlich weit weg. „Hier kann man noch sehen, wie die Tiere leben“, sagt Gabriele Lehmann, die zu den Stammkunden gehört. „Die Produkte werden ohne Konservierungsstoffe hergestellt und haben viel mehr Geschmack.“

Spezialitäten aus eigener Tierhaltung oder eigenem Anbau, hergestellt mit bäuerlichen Rezepten, das kennzeichnet brandenburgische Direktvermarkter. Nach Schätzungen des Bauernverbandes pro agro bieten in Brandenburg bereits mehr als 300 Landwirte frische Erzeugnisse aus eigener Herstellung an. Die Landfleischereien, Hofläden und Obstmärkte befinden sich oft in kleinen, unscheinbaren Dörfern. Dennoch nehmen Verbraucher den längeren Anfahrtsweg in Kauf. „Regionale Produkte sind wieder stark im Kommen und werden immer beliebter“, sagt Brigitte Hohnstädter von pro agro. „Das Interesse an natürlichen Erzeugnissen vom Bauernhof ist in den vergangenen Jahren stets gewachsen.“ Auch aktuell nehme die Nachfrage zu.

Marita Mehlis arbeitet in dem kleinen Hofladen in Freesdorf seit der Eröffnung 1998 als Verkäuferin. „Damals hatten wir nur wenige Wurstsorten im Angebot“, erinnert sie sich. In den vergangenen Jahren sei die Nachfrage aber kontinuierlich gewachsen. Ihre Kunden kommen aus der ganzen Lausitz und auch aus Berlin.

Dass in der Landfleischerei Freesdorf Produkte mit Dioxin verseucht sind, schließt Filialleiter Winfried Krüger aus. „Die Tiere stammen alle ausschließlich aus eigener Haltung“, sagt er. Auch die Futtermittel würden von der eigenen Landwirtschaftsabteilung der Agrargenossenschaft Goßmar verwendet.

Als einen wichtigen Grund für die neue Beliebtheit nennt Brigitte Hohnstädter von pro agro das größere Vertrauen der Verbraucher in die Produktion. „Die Kunden sehen, wie die Rinder und Schweine auf dem Hof leben. Sie wissen, dass die Zubereitung frisch ist.“ Zudem gebe es keine hochgezüchteten Tiere und keinen Massenanbau.

Die Preise bei den Landfleischereien unterscheiden sich in der Regel kaum von denen in Supermärkten. Der größte Unterschied besteht darin, dass die Tiere der Direktvermarkter aus eigener Haltung stammen. Ob Wellfleisch, Grützwurst oder Leber, in den kleinen Läden werden stets frische Waren angeboten. „Wir kaufen keine Tiere dazu“, sagt Marita Mehlis. Bei dem Familienbetrieb stehen die Ställe direkt gegenüber der Verkaufsstelle. „Unsere Schlachterei befindet sich unmittelbar neben dem Bullenstall“, sagt Mehlis. Lediglich die Schweine kommen vom drei Kilometer entfernten Bauernhof. Die Produktionskette ist bei dem Familienunternehmen immer gleich. Montags werden die Bullen, dienstags die Schweine geschlachtet. Am Mittwoch erfolgt die Verarbeitung, donnerstags liegen die Fleisch- und Wurstwaren bereits in der Kühltheke.

Mehr Informationen im Internet: www.proagro.de

www.bio-berlin-brandenburg.de

Lars Hartfelder

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