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Brandenburg: Hooligans trainieren für die Fußball-WM 100 Deutsche und Polen trafen sich zur Schlägerei – darunter ein Haupttäter der Gewaltorgie 1998 in Lens

Briesen - Erstmals hat die Polizei eine Massenschlägerei zwischen deutschen und polnischen Hooligans in Brandenburg aufgelöst. Wie berichtet, hatten sich am Sonntag gegen 16 Uhr rund 100 Hooligans aus beiden Ländern in einem Waldstück bei Briesen nahe der Autobahn A12 verabredet.

Briesen - Erstmals hat die Polizei eine Massenschlägerei zwischen deutschen und polnischen Hooligans in Brandenburg aufgelöst. Wie berichtet, hatten sich am Sonntag gegen 16 Uhr rund 100 Hooligans aus beiden Ländern in einem Waldstück bei Briesen nahe der Autobahn A12 verabredet. „Wir haben einen herausragenden Erfolg erzielt“, sagte der zuständige Einsatzleiter der Polizei, Axel Bédé.

Zwar konnte die Polizei die Schlägerei nicht verhindern, weil sie nicht exakt wusste, wo das Treffen im Wald stattfinden sollte. Als die deutschen Hooligans jedoch nach der Schlägerei in ihre 15 Autos stiegen und die Scheinwerfer einschalteten, wurden sie von der Polizei entdeckt, die ihre Personalien aufnahm. Die Bilanz des Nachmittags: Die 45 Deutschen gehören zur so genannten „Nordostfraktion“, bestehend aus Hooligans aus Berlin, Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt. 13 der Männer kamen aus Berlin, 20 aus Brandenburg. „Wir konnten so genannte Hooliganführer aus Berlin, Cottbus, Magdeburg und Dresden identifizieren“, sagte Bédé.

Einer der am Sonntagnachmittag Beteiligten war 1998 dabei gewesen, als deutsche Hooligans bei der Weltmeisterschaft 1998 den französischen Polizisten Daniel Nivel in Lens zum Schwerbehinderten prügelten. Nach Tagesspiegel-Informationen handelt es sich um einen der damaligen Haupttäter, den Leipziger Karl-Heinz E.

Ermittler der Polizei hatten zunächst in einem Gewerbegebiet am östlichen Berliner Ring mehrere Gewalttäter unter anderem aus der Türsteher- und Rockerszene beobachtet und vermuteten diese später in dem unübersichtlichen Waldstück bei Briesen. Dort sahen die Ermittler auch einen Reisebus aus dem polnischen Posen. Die 53 Insassen wurden später von der Bundespolizei am Grenzübergang Frankfurt (Oder) kontrolliert.

Schwerverletzte gab es bei dem Kräftemessen nicht, „nur Schlägerei-typische Verletzungen“, sagte Einsatzleiter Bédé und meint damit Blutergüsse und Hautabschürfungen. Es wurden Quarzsandhandschuhe gefunden, wie sie in der Szene getragen werden.

In zwei Wochen werden die Gruppen der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 ausgelost. Dann steht fest, ob Polen in Berlin spielt. Seit Monaten weisen Ermittler und Experten auf die polnischen Hooligans hin, die „eine echte Gefahr bei der WM darstellen“, wie Ermittler sagen. „Es ist bekannt, dass die Polen eine sehr gewalttätige Hooligan-Szene haben. Man wollte bei dem Treffen im Wald sehen, wer die Vorherrschaft hat“, hieß es.

Auch der Hooligan-Experte Gunter A. Pilz von der Universität Hannover findet weniger die – nicht ungewöhnliche – verabredete Schlägerei, sondern den „grenzüberschreitenden Aspekt interessant und überraschend“. Bislang hätten polnische Hooligans nur in ihrer Liga „Angst und Schrecken verbreitet“, nun aber erstmals in Deutschland „eine Duftnote“ gesetzt. Wie zu hören war, hatte die „Nordostfraktion“ – die als härteste Szene in Deutschland gilt – bei der Prügelei das Nachsehen. Die Polizei hat Ermittlungen wegen Landfriedensbruchs und gefährlicher Körperverletzung eingeleitet. Die Verletzten der Schlägerei aber haben niemanden angezeigt.

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