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Brandenburg: „Ich sehe alles, ich höre alles“

Messen sind Großkampftage für Protokollchefin Renate Lauterbach. Sie betreut die hohen Gäste beim Rundgang

Frau Lauterbach, Sie treffen hauptberuflich Könige und andere Prominente. Macht das Spaß?

Vor den Königen passiert noch sehr viel. Der größte Teil ist Organisation. Die Arbeit für die Grüne Woche zum Beispiel beginnt schon acht Monate vorher. In einem ersten Schritt schicken wir die Einladungskarten raus für den festlichen Auftakt. Und damit wir es später einfacher haben beim Setzen der Gäste im ICCSaal, zinken wir sie auch schon.

Karten zinken? Was bedeutet das?

Dass wir die Kästchen, in denen man die Zusage ankreuzt, schon vor dem Versand nummerieren und die Antworten nur noch in der richtigen Reihenfolge sortieren. Je niedriger die Zahl, desto bedeutender der Gast, umso weiter vorne der Sitzplatz. Im großen Saal haben vorne ja nur 30 Leute Platz.

Wie sitzen die Gäste dann also?

Ganz vorne die Redner, plus die ausländischen Minister. Zur Grünen Woche kommen 30 bis 40. Dann die Botschafter. Dann die Staatssekretäre. Dann der Berliner Senat.

Sitzpläne schreiben. Klingt nach Bürojob…

Ich bin auch viel unterwegs. Um den Blumenschmuck für die Bühne zu organisieren, zum Beispiel. Diesmal habe ich eine blau-weiß- rote Hommage an Frankreich erdacht, weil die Franzosen 50 Jahre auf der Messe dabei sind. Gar nicht einfach. Es gibt ja wenige blaue Blumen. Da hab ich Rosen färben lassen. Dann muss ich überprüfen, ob draußen die richtigen Flaggen wehen, ob die Ballettmädchen ihre Garderoben gefunden haben, ob am Rednerpult das Glas Wasser steht…

Aber wann treffen Sie Ihre Gäste?

Ich mache die Messe-Rundgänge mit ihnen, zwei bis drei am Tag. Bundespräsident Rau wird am Dienstag da sein. Am Montag werden sein Protokoll-Chef und ich den Weg zusammen noch einmal abgehen, um sicher zu sein, dass er nicht zu anstrengend ist.

Wie laufen die Rundgänge ab?

Natürlich stelle ich vorher klar, dass ein adäquater Gastgeber an den Ständen sein wird, wenn wir kommen. Mindestens der Standleiter, aber für Herrn Rau sollte es dann doch der Botschafter des jeweiligen Landes sein. Zwei bis vier Hostessen kommen mit.

Und Sie gehen voran?

Ich begrüße nur und bleibe dann bescheiden im Hintergrund. Aber da sehe ich alles, höre ich alles, schon von weitem. Wenn ich sehe, dass an unserer Route hässliche Mülleimer herumstehen, dann flüstere ich der Hostess, die vorweg geht, zu: nach rechts. Und dann muss sie abbiegen, als sei das so geplant gewesen. Äußerlich sind wir total entspannt.

Es heißt, dass Protokollchefs immer einen Notfallkoffer mit sich herumtragen, falls mal ein Knopf abplatzt oder ein Gast umkippt.

Das ist ein alter Hut. Visitenkarten, Handy, Tickets zum Verschenken. Das reicht. Auch das Protokoll wird moderner. Als Königin Nur von Jordanien zur ITB kam, war ich im normalen Kostüm korrekt gekleidet. Die meisten Gäste sind sehr locker. Mit einem haben wir uns mal verlaufen, und er hat nur gelacht.

Haben Sie Ihren Beruf eigentlich erlernt?

Schulen gibt es nicht für diesen Beruf. Ich habe vorher Autorennen für den ADAC organisiert. Organisationstalent ist am wichtigsten. Charme. Und gute Nerven.

Das Gespräch führte Christine-Felice Röhrs.

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