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Brandenburg: „Ich war Super-Minister – holt mich hier raus“

Grünen-Kandidat Wolfgang Wieland will die brandenburgische Landesregierung nach Tropical Island schicken. Ins Dschungel-Camp

Potsdam. Brandenburgs Grüne machen Dampf: Die SPD hatte nie den Mut, es dem umtriebigen Jörg Schönbohm gleichzutun: Der führte vor fünf Jahren, kaum dass er Berlin fluchtartig verlassen hatte, den politischen Aschermittwoch in Brandenburg ein, um das Profil der CDU gegenüber der SPD zu schärfen. Gestern nun bekam der ExGeneral, der sich in Seeburg vor den Toren Potsdams eher staatstragend gab und die SPD als einzig denkbaren Koalitionspartner nach der Landtagswahl schonte, ungewohnte Konkurrenz: Denn die märkischen Grünen, die nach dem bewährten Beispiel der CDU von 1999 auf einen Berlin-Import setzen, zogen nach: Rund 80 Grüne waren zum ersten politischen Aschermittwoch ihrer Partei mit dem designierten Spitzenkandidaten Wolfgang Wieland in der Potsdamer „Fabrik" erschienen. Keine schlechte Quote bei insgesamt gerade mal 580 Mitgliedern.

Die größte Überraschung bei der ersten Aschermittwochs-Rede des Ex-Justiz-Senators: Der Noch-Berliner nahm seinen alten Berliner Gegner, den früheren Ex-Innensenator und heutigen Brandenburger Innenminister Jörg Schönbohm, erst ziemlich spät aufs Korn. Dabei hatten alle erwartet, dass er sich voll auf den märkischen CDU-Chef einschießen würde. Doch für Wieland ist der „General Vorwärts" inzwischen „zum Kommandeur des Krähwinkler Landsturms mutiert: Immer langsam voran".

Vor Schönbohm bekamen die SPD-Spitzen, der einstige Übervater Manfred Stolpe und sein Nachfolger Matthias Platzeck, ihr Fett ab: Der ewige Pannen-Politiker und der Umfaller. Der sicherste Weg, den Atom-Export von Hanau nach China zu verhindern, sei, dass der Kanzler Bundesbauminister Manfred Stolpe den Auftrag erteile. Doch diese Hoffnung stürbe, falls der Kanzler Hennig Scherf zu Stolpes Nachfolger machen sollte. Und auch für „Tropical Island", das in der leeren Cargolifter-Halle in Brand entstehen soll, hat Wieland Verwendung: RTL sollte dort nach der Landtagswahl sein nächstes Dschungel-Camp aufschlagen – diesmal allerdings mit der gesamten brandenburgischen Affären-Regierung: „Ich war Super-Minister – holt mich hier raus." Er fürchte allerdings, dass Platzeck sehr lange im Kakerlaken-Bad bleiben müsse, „bis man sich seiner erbarmt".

Wieland übergoß die Potsdamer Regierung mit Spott und Häme. Bei den grünen Zuhörern kam er blendend an. Seine Wahl zum Spitzenkandidaten ist für die Grünen so sicher wie das Amen in der Kirche. „Mit ihm schaffen wir den Einzug in den Landtag", frohlockten die Teilnehmer. Nur einer reagierte auf Wielands politischen Rundumschlag etwas skeptisch: „Mit wem sollen wir denn nach der Landtagswahl regieren?" ma

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