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Brandenburg: Im Stadtschloss wird es enger als gedacht

Neue überraschende Planungen: Aufbau der Potsdamer Residenz dauert länger und kostet mehr

Potsdam - Der Aufbau des Potsdamer Stadtschlosses als Sitz des brandenburgischen Landtages verzögert sich um ein Jahr und wird teurer. Das geht aus neuen Planungen hervor, die Finanzminister Rainer Speer (SPD) am Dienstag dem Baubeirat des Parlamentes vorstellte. Der Schloss-Landtag wird danach voraussichtlich erst „Ende 2012“ fertig sein und insgesamt rund 120 Millionen Euro kosten. Darunter sind 20 Millionen Euro, die SAP-Gründer Hasso Plattner für die Wiederherstellung der historischen Knobelsdorff-Fassade gespendet hat.

Das Land, das bislang 85 Millionen Euro in das Projekt investieren wollte, geht mittlerweile von Landesmitteln von 100 Millionen Euro aus. Der Landtag, der 2005 grünes Licht für den Projekt auf dem Alten Markt gegeben hatte, soll laut Landtagspräsident Gunter Fritsch (SPD) in seiner nächsten Sitzung Anfang April in einem weiteren Beschluss über die „Präzisierungen“ abstimmen. Neuer Streit ist programmiert.

Die von Speer jetzt vorgelegte Machbarkeitsstudie und der veränderte Fahrplan sind eine Folge der Plattner-Spende, die nach 17-jährigem Streit um den Aufbau des Stadtschlosses nun doch die Rekonstruktion der Fassade ermöglicht. Die bislang am Verfahren beteiligten sechs Konsortien sollen entsprechende neue Vorgaben für die Architekturentwürfe erhalten. Bisher sahen die Kriterien vor, dass lediglich an der Nordseite beiderseits des Fortunaportals die originalgetreue Fassade gebaut werden muss. Die Seitenflügel sollten dagegen modern mit fünf Geschossen errichtet werden. Nach der Plattner-Spende kann aber nun die historische Außenfassade des Stadtschlosses hergestellt werden, das die Preußenresidenz über Jahrhunderte prägte.

Das Problem liegt darin, dass der Knobelsdorff-Bau wegen der teilweise über fünf Meter hohen Prunkräume aber nur drei Etagen und damit auch eine dreigeschossige Fassade hatte. Damit dahinter jetzt aber trotzdem Büros für 88 Abgeordnete und ein Plenarsaal passen, der sogar für 150 Abgeordnete eines gemeinsamen Parlamentes Berlin-Brandenburg ausgelegt ist, sind laut Speer einige Änderungen nötig: Hinter die dreigliedrige Fassade sollen vier Landtags-Etagen. Außerdem soll der Innenhof verkleinert werden, indem die Seitenflügel um drei bis fünf Meter verbreitert und der südliche Kopfbau – dort soll der Plenarsaal hin – rund 10 Meter tiefer in den Hof hineinragen als beim historischen Vorbild. Wie Fritsch erklärte, musste der Raumbedarf des Landtages trotzdem noch leicht reduziert worden. Speer formulierte es so: „Alles wird ein bisschen enger, es wird ein bisschen anders. Und es sind ein paar Parkplätze weniger.“ So hat die Tiefgarage dann 175 statt 200 Plätze.

In Potsdam ist über Parteigrenzen hinweg weitgehend unstrittig, dass der Landtag die Schlossfassade erhält. Wenn das Parlament Anfang April erneut über das Projekt beschließt, droht Streit um die Innen-Gestaltung. Die CDU-Landtagsfraktion drängt wie auch der Potsdamer Stadtschloss-Aufbauverein „Mitteschön“ darauf, dass die historische Fassade auch im Innenhof rekonstruiert wird. Außerdem soll das berühmte Knobelsdorff-Treppenhaus in das Gebäude integriert werden. Dafür sehen jedoch sowohl Finanzminister Rainer Speer als auch Landtagspräsident Gunter Fritsch keine Möglichkeit.

Nachdem der Landtag die Präzisierungen beschlossen hat, sollen die sechs Konsortien bis Ende 2008/Anfang 2009 Architektenentwürfe vorlegen. Der Zuschlag, welches Konsortium das Gebäude baut, soll Mitte des nächsten Jahres erteilt werden, sagte Speer. Für ihn bleibt der Aufbau des Potsdamer Stadtschlosses dennoch eine „Generationenaufgabe“: Denn die Wiederherstellung des aufwendigen Figurenschmuckes – 76 Skulpturen krönten einst das Schloss, einige stehen heute auf der Humboldt-Universität in Berlin – ist in den Investionssummen noch gar nicht enthalten.

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