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Brandenburg: Jedem sein Bewerbungsgespräch Nachvermittlungsaktion der IHK für Schulabgänger

Berlin - Melanie Günther hat gute Zensuren und einen Realschulabschluss. Mehr als 70 Bewerbungen hat sie an Hotels, Arztpraxen und Behörden geschickt.

Berlin - Melanie Günther hat gute Zensuren und einen Realschulabschluss. Mehr als 70 Bewerbungen hat sie an Hotels, Arztpraxen und Behörden geschickt. Ohne Erfolg – eine Lehrstelle bekam Melanie auch in diesem Jahr nicht. Schon im vergangenen Jahr hätte die 17-Jährige die Schule verlassen können, den Realschulabschluss hatte sie schon damals. Doch Melanie konnte auch 2005 keinen Ausbildungsplatz finden und hat deshalb die 10. Klasse wiederholt.

Die junge Lichtenbergerin ist kein Einzelfall. Zu Beginn des Ausbildungsjahres in diesem Herbst haben 5642 Berliner Bewerber keine Lehrstelle bekommen. Dem stehen 450 freie Ausbildungsplätze gegenüber. Zunehmend finden auch Realschulabsolventen keine Stelle. Die Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK) hat deshalb am Montag eine Nachvermittlungsaktion für Jugendliche ohne Lehrstelle gestartet. Zusammen mit der Handwerkskammer und den Arbeitsagenturen will sie bis Freitag allen ausbildungswilligen und -fähigen Bewerbern ein Angebot unterbreiten. Dafür wurden laut IHK hunderte betriebliche Ausbildungsplätze und Praktika in Unternehmen eingeworben. In dieser Woche werden jeden Tag rund 1000 Jugendliche ins IHK-Haus in die Charlottenburger Fasanenstraße eingeladen. Dass am Montag nur 400 Schulabgänger zu Beratungsgesprächen kamen, findet die IHK zwar enttäuschend. Den meisten Interessenten habe die Kammer aber ein Bewerbungsgespräch vermitteln können.

Vom Erfolg der Aktion wollte sich auch der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) überzeugen, der deshalb gestern den Beratungsgesprächen zwischen Experten von den Arbeitsagenturen und den Schulabgängern lauschte. Heute will Schulsenator Klaus Böger (SPD) die Lehrstellenbörse besuchen. Auch Doro Zinke, stellvertretende Landesvorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), begrüßt die Initiative. Gewerkschafter weisen aber darauf hin, dass viele Schulabgänger an einem freiwilligen sozialen Jahr oder Weiterbildungsmaßnahmen teilnehmen und deshalb oft nicht mehr als ausbildungsplatzsuchend in der Statistik auftauchen. Zur offiziellen Zahl der unvermittelten Lehrstellenbewerber kämen dadurch noch 2000 Jugendliche hinzu, teilte der DGB mit. Und viele Jugendliche hätten die Hoffnung auf eine Lehrstelle aufgegeben. Melanie hat sie noch nicht verloren. Die Berufsberater haben ihr jetzt eine Stelle als Arzthelferin angeboten.

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