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Der Zug der Kraniche hat begonnen.

© dpa

Jetzt tröten sie wieder: Zug der Kraniche hat begonnen

Ein Naturschauspiel hat begonnen: der Zug der Kraniche und Wildgänse. Wer zugucken will, begibt sich mit Fernglas auf die Pirsch.

Linum - Die Rufe der Alten klingen wie Trompetenstöße, während die Jungen gerade mal ein Piepsen hervorbringen. Auf jeden Fall sind die Geräusche laut genug, dass fast überall in Berlin und Brandenburg die Blicke unweigerlich nach oben gehen. Am Himmel ziehen dann mehrere Dutzend Kraniche in einer mustergültigen Keilformation von Nord nach Süd. Obwohl sich das Naturspektakel in jedem Herbst wiederholt, hat es doch nichts von seiner Faszination verloren. Denn die Rufe am Himmel sind für tausende Naturfreunde das Signal zum Aufbruch zu einer kleinen Expedition ins Tierreich.

Sie wollen den Kranichen und Wildgänsen so nah wie möglich kommen, ohne sie zu stören. Am besten gelingt dies auf einer geführten Tour am frühen Morgen oder am Abend rund um Berlin. Auch, wer sich auf eigene Faust zu den Tieren auf den Weg macht, wird in diesen Tagen durch viele schöne Erlebnisse belohnt. Die größten Erfolgsaussichten dafür bietet zweifellos der kleine Ort Linum bei Kremmen, gut 20 Kilometer nordwestlich Berlins. Nirgendwo sonst fliegen so viele Kraniche wie hier zwischen den abgeernteten Getreide- und Maisflächen sowie den nächtlichen Schlafplätzen hin und her. Bei rund 80 000 liegt die Rekordzahl für einen Tag.

Derzeit kommen die Naturschützer bei ihren täglichen Kontrollbeobachtungen zwar noch nicht auf diesen schier unglaublich erscheinenden Wert. „Aber mehrere zehntausend Vögel dürften es schon sein“, heißt es von Mitarbeitern der „Storchenschmiede“, die eine Ausstellung des Naturschutzbundes über den Kranich und den Storch bietet.

Bisher laufe im täglichen Rhythmus zwischen Fressen und Schlafen auch alles normal. Im vergangenen Oktober, als in der letzten Woche strahlender Sonnenschein die Temperaturen noch einmal auf mehr als 20 Grad Celsius steigen ließ, kamen auch die Kraniche völlig durcheinander. Sie stellten den für den Flug in Richtung Süden notwendigen Aufbau der Fettreserven ein und tummelten sich stattdessen in riesigen Schwärmen auf den Wiesen oder Linumer Teichen. Dieses seltene Ereignis lockte noch damals mehrere tausend Neugierige zusätzlich nach Linum.

Derzeit müssen die Mitarbeiter der „Storchenschmiede“ ihre täglichen Programme noch nicht ändern. Frühaufsteher werden an Wochenenden um 7.45 Uhr zur Tour ins Teichgebiet begrüßt, während am frühen Abend der Einflug der Kraniche beobachtet werden kann. Inzwischen ist das Interesse so groß, dass der Naturschutzbund auch Halb- und Ganztagesprogramme anbietet. Treffpunkt dafür ist der S-Bahnhof Birkenwerder, wo die Exkursionen mit Kleinbussen beginnen. Wichtig sind in jedem Fall dunkle Kleidung, festes Schuhwerk und am besten auch ein Fernglas.

Weitaus weniger Besucher zählen die anderen Brandenburger Kranichreviere, da sie eine etwas längere Anreise erfordern. Die Deiche an der Oder im Nordosten und an der Elbe in der Prignitz im Nordwesten bieten beste Beobachtungschancen. Man stellt sich einfach in der Dämmerung auf den Damm, hört aus der Ferne die Rufe der Kraniche und schon ziehen in rascher Folge die Formationen am Himmel entlang. An der Oder bei Gartz, nördlich von Schwedt, werden die Vögel zu echten Grenzgängern. Sie fressen sich nämlich in Deutschland satt und begeben sich zur Ruhe in die knietiefen Gewässer des polnischen Oderzwischenlandes. Auch Wanninchen im früheren Lausitzer Tagebaugebiet bei Luckau, Lehnin westlich von Berlin und Pritzen im Westhavelland gehören zu den Kranich-Hochburgen. Bis Mitte November, bei milden Temperaturen sogar bis Anfang Dezember, sind die Vogelscharen hier zu sehen.

www.reiseland-brandenburg.de

www.brandenburg.nabu.de

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