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Brandenburg: Junge Linke vor Gericht nach Attacke auf Rechten

Fünf Potsdamer sollen 17-Jährigen angegriffen haben

Potsdam - Am Eingang des Gerichtsgebäudes wurden strenge Kontrollen durchgeführt, in den Fluren bezogen Polizisten Stellung. Begleitet von scharfen Sicherheitsvorkehrungen, müssen sich seit gestern Vormittag fünf Angehörige der linken Szene wegen eines Angriffs auf einen mutmaßlichen Rechten vor dem Landgericht Potsdam verantworten.

Den zum Tatzeitpunkt 16- bis 21-jährigen Angeklagten wird vorgeworfen, im Juni 2005 einen damals 17-Jährigen wegen dessen offenbar rechter politischer Gesinnung vor einem Potsdamer Café attackiert zu haben. Sie sollen ihr Opfer verfolgt und dann zu Boden gestoßen haben. Eine der Tatverdächtigen hat laut Anklage dann zweimal mit einem Teleskopschlagstock zugeschlagen, während die anderen auf das Opfer eintraten. Der Jugendliche erlitt eine Kopfplatzwunde und Hautabschürfungen. Wegen des Alters der Angeklagten wurde die Öffentlichkeit nach Verlesung der Anklageschrift bis zur Urteilsverkündung vom Prozess ausgeschlossen. Rechtsbeistand eines der Angeklagten ist Gregor Gysi, Vorsitzender der Linksfraktion im Bundestag.

Nach Angaben eines Sprechers stehen die drei Männer und zwei Frauen wegen gefährlicher Körperverletzung vor Gericht. Ursprünglich lautete der Vorwurf der Staatsanwaltschaft auf versuchten Mord. Die Anklage gegen die drei Heranwachsenden und eine Jugendliche wurde jedoch in diesem Punkt von der zuständigen Kammer nicht zugelassen. Auch erfolgte einem Gerichtssprecher zufolge der rechtliche Hinweis, dass für die heute 22-jährige Julia S. ebenfalls nur eine Verurteilung wegen gefährlicher Körperverletzung in Betracht kommt. Die junge Frau saß wegen des Verdachts auf Mordversuch fünf Monate in Untersuchungshaft. Erst nach Veröffentlichung eines Gutachtens, demzufolge ein Hieb mit einem Teleskopschlagstock in der Regel nicht tödlich sein könne, wurde sie freigelassen. Der Verteidiger eines Angeklagten, Sven Lindemann, kritisierte die Staatsanwaltschaft am Rande des Prozesses heftig: Staatsanwalt Peter Petersen habe mit der „völlig überzogenen“ Anklageerhebung sowie der Verhaftung der Beschuldigten wegen versuchten Mordes einen „juristischen Amoklauf“ begangen.

Ende März waren vor dem Landgericht mehrere Rechte wegen gefährlicher Körperverletzung zu Haftstrafen von bis zu fünf Jahren verurteilt worden. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die Angeklagten im Juli 2005 in Potsdam zwei junge Männer aus der linken Szene überfallen und schwer verletzt hatten. Möglicherweise handelte es sich um einen Racheakt für den Angriff der Linken. ddp

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