zum Hauptinhalt

Justizsenatorin von der Aue: "Ich habe meine Pflicht getan"

Berlins Justizsenatorin wehrt sich vor Gericht gegen den Vorwurf, eine Intrigantin zu sein. Gisela von der Aue hatte gegen ihren Stellvertreter Hülsmann wegen Unregelmäßigkeiten in seinen Abrechnungen auf die Anklagebank gebracht.

Es geht um ihre Reputation: Berlins Justizsenatorin Gisela von der Aue (SPD) hat sich am Donnerstag als Zeugin vor dem Potsdamer Landgericht gegen  Vorwürfe verwahrt, sie habe in ihrem früheren Amt als Präsidentin des brandenburgischen Landesrechnungshofes eine Intrige gegen ihren Stellvertreter Arnulf Hülsmann geführt – die diesen am Ende wegen Betruges bei Reisekostenabrechnungen auf die Anklagebank brachte. „Ich habe meine Pflicht getan“, sagte von der Aue, die den Prozess über einen Mitarbeiter ihres Stabes bereits hatte beobachten lassen und gestern vorsorglich mit einem Rechtsanwalt erschien. Die Vorwürfe seien „ehrabschneidend“, sie habe den bei Hülsmann-Abrechnungen festgestellten Unregelmäßigkeiten nachgehen müssen, so von der Aue. Kritik am Aufwand der Ermittlungen wies sie zurück. „Es geht um die Durchsetzung von Recht“. Sie verwies vor Journalisten exemplarisch auf die wegen eines Schadens von 1,30 Euro gekündigte Kassiererin Emmely.  

Um ganz andere Summen geht es im Fall Hülsmann, dem seit 2003 suspendierten zweithöchsten Finanzkontrolleur des Landes, der sich wegen manipulierter Abrechnungen zu verantworten hat. Die sich auf ausgewählte Fälle stützende Anklage wirft Hülsmann Betrug über 2500 Euro vor. Doch fordert der Landesrechnungshof nach Angaben von Präsident Thomas Apelt von Hülsmann insgesamt rund 100 000 Euro zurück, die dieser zu viel kassiert haben soll. Einen ersten Freispruch hatte der Bundesgerichtshof 2005 unter anderem mit der Rüge aufgehoben, dass die aus Hülsmanns herausgehobener Position rührenden Maßstäbe für korrektes Handeln nicht berücksichtigt wurden. Zwar sind nach diesen Vorgaben die Chancen auf einen neuen Freispruch gesunken. Doch lässt Verteidigerin Heide Sandkuhl nichts unversucht: Offenbar will sie von der Aue eine Falschaussage nachweisen. Das Gericht hat noch über Beweisanträge zu befinden, wonach jetzt der frühere Cheffahrer der Präsidentin und Ex-Direktor Noack vernommen werden sollen. Diese könnten bestätigten, dass von der Aue ihren Vize schon im Jahr 2000, lange vor der Affäre, loswerden wollte. „Das war nicht meine Motivation. Das ist absurd“, sagte von der Aue, die von der Kammer ausdrücklich mit diesem Vorwurf konfrontiert wurde.

Vor dem Auftritt gab es erhebliche Irritationen, ob die Berliner Senatorin überhaupt nach Potsdam kommt. Von der Aue hatte das Gericht kurzfristig darauf aufmerksam gemacht, dass Regierungsmitglieder nach Strafprozessordnung nur am Dienstort vernommen werden dürfen. Sie erwirkte allerdings in der Nacht zum Donnerstag via Umlaufverfahren einen förmlichen Senatsbeschluss, in Potsdam als Zeugin auftreten zu dürfen. Dem Potsdamer Landgericht dagegen hätte die vom Senat bereits am 24. Februar erteilte allgemeine Aussagegenehmigung für die Justizsenatorin gereicht. Thorsten Metzner

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false