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Brandenburg: Kampf um die Biberburg

Der Nager war hier einst ausgerottet, breitet sich jetzt aber wieder in Brandenburg aus. Nicht alle im Land freuen sich darüber

Lychen - Wenn ein in Deutschland nahezu verschwundenes Tier nach Brandenburg zurückkehrt, hört sich das wie eine gute Nachricht an. Und Naturfreunde sind tatsächlich verzückt darüber, dass der Biber sich in der Gegend um Lychen in der Uckermark wieder ausbreitet. Andere aber sind gar nicht begeistert. Sie fürchten die kräftigen Zähne, mit denen der Nager sich über Bäume hermacht. Da der Biber neben der Rinde und den jungen Trieben auch das Obst schätzt, sehen Gartenbesitzer ihre Apfelbäume in Gefahr. Manche hegen auch den Verdacht, Naturschützer hätten das vom Aussterben bedrohte Tier in Lychen ausgesetzt, um größere Gebiete für Touristen und Einheimische vorsorglich sperren zu können.

„Alles Quatsch“, sagt Roland Resch, Chef der Naturparkverwaltung Uckermärkische Seen. „Die Biber gehörten einst zu unserem natürlichen Umfeld. Die Menschen fühlen sich nur unsicher, weil sie dieses Wesen nicht mehr kennen.“ Dabei seien sie „unsere wichtigsten Verbündeten bei der Regulierung des Wasserhaltes“. Biber konstruierten große Bauwerke, um kleine Wasserläufe anzustauen. „Wir brauchen angesichts der Trockenheit jede zusätzliche Wasserfläche.“ Landwirte erhielten für den Verlust ihrer Weiden und Felder eine Entschädigung. Im Naturpark Uckermärkische Seen, der sich von Zehdenick bis Prenzlau an der Grenze zu Mecklenburg-Vorpommern erstreckt, gibt es derzeit 54 Biberburgen und -baue. Die Gesamtzahl der Tiere wird auf 300 geschätzt. Die Entwicklung ging rasend schnell vor sich. Denn erst 1974 wurden die ersten Biber in der Umgebung von Templin ausgesetzt. Sie stammten von der mittleren Elbe zwischen Torgau und Magdeburg. Dort hatten sie versteckt überleben können, nachdem die Biber eigentlich in Mitteleuropa ab 1860 als ausgerottet galten. Ihr Fleisch, der kostbare Pelz und das in der Heilpraktik verwendete Drüsensekret „Bibergeil“, das angeblich auch die Potenz fördert, machten die Nagetiere zur gefragten Beute.

Heute fällt die Suche nach Spuren des Nagers in der Umgebung von Lychen nicht schwer. Kurz vor der Mündung des Küstriner Bachs in den Oberpfuhlsee fällt auf dem Boden ein armdickes Loch auf. Naturschützer Gert Klinger greift hinein und findet kein Ende. „Hier hat sich der Biber vom Bach aus einen Durchgang ans Land gegraben“, sagt er. Kurze Zeit später hebt er den Arm und zeigt auf mehrere gefällte Pappeln und Weiden. Die Biss-Spuren sind frisch. „Er legt die Bäume um, damit er leichter an die Rinde gelangen kann“, erklärt Klinger. „Seine wichtigste Nahrung im Winter.“ Bislang deutet nichts darauf hin, dass der Biber hier mit den gefällten Bäumen auch den Küstriner Bach anstauen könnte. Doch gerade das befürchten viele Anwohner. Dann sei das Naturidyll dahin, hieß es in Leserbriefen in der Lokalpresse. Da der Biber unter Naturschutz stände, dürften dann sicher auch keine Menschen mehr durch diese Gegend spazieren oder mit dem Kanu fahren, lautete eine Vermutung. Dabei sei der Tourismus die wichtigste Einnahmequelle der Region. Naturparkchef Roland Resch hält solche Ängste für übertrieben. „Wir sollten den Biber nicht verteufeln, sondern ihn als neue Attraktion betrachten“, meint er.

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