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Kindesnot: Findelkinder bleiben vorerst in Charité

Das Berliner Jugendamt in Teltow-Fläming sucht nach Möglichkeiten, der Mutter zu helfen, die ihre Kinder vor einem Kreißsaal abgestellt hatte. Die Zwillinge bleiben erstmal in der Obhut des Jugendamtes.

Von Sandra Dassler

Die am Freitag in der Charité ausgesetzten Zwillingsbrüder bleiben vorerst in der Obhut des Jugendamtes von Mitte. Das sagte Jugendstadtrat Rainer-Maria Fritsch gestern dem Tagesspiegel. Die Mutter habe der Inobhutnahme zugestimmt, den beiden etwa neun Wochen alten Jungen gehe es gut, sagte er. Nun hoffe man auf eine Lösung im Interesse der Kinder und der Mutter: „Die muss allerdings vom zuständigen Jugendamt gefunden werden.“

Zuständig ist das Jugendamt des Landkreises Teltow-Fläming, da die Mutter dort lebt. Das Amt wurde gestern von den Berliner Behörden und dem Kindernotdienst unterrichtet. Wie berichtet, hatte die Mutter ihre beiden gesunden und gut gepflegten Söhne am Freitag vor dem Kreißsaal der Charité in Mitte abgestellt. Im Kinderwagen fand sich ein Zettel, auf dem stand, dass sie die Kinder anonym zur Adoption freigebe, „da ich ihnen ein besseres Leben ermöglichen möchte wie ich es habe (Gewalt im Alltag)“.

Die Berliner Behörden hatten sich daraufhin große Sorgen um die Mutter gemacht, die sich jedoch bereits am Sonnabend in der Charité meldete. Der daraufhin eingeschaltete Kindernotdienst führte erste Gespräche mit der Frau, um ihre persönliche Situation zu klären.

Keine näheren Auskünfte

„Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir keine weiteren Auskünfte darüber geben“, bat gestern ein Mitarbeiter des Kindernotdienstes: „Beim jetzigen Stand der Dinge wäre jede öffentliche Darstellung kontraproduktiv und schon aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht möglich.“

Auch das Jugendamt des Landkreises Teltow-Fläming teilte gestern mit, dass „im Interesse der betroffenen Familie, der alle erdenkliche Hilfe zuteil werden soll, momentan keine näheren Auskünfte gegeben werden“. Auch darüber, ob die Frau oder ihre Familie dem Jugendamt bereits bekannt sind, wollte eine Sprecherin nichts sagen. Gemeinsam mit Charité-Mitarbeitern würden die Umstände des Falles und entsprechende Hilfsmöglichkeiten geprüft, hieß es. Man hoffe, dass dies dazu führe, dass die Zwillingsbrüder doch bei ihrer Mutter aufwachsen können. Adoptionsanfragen bei der Berliner Charité seien jedenfalls sinnlos, sagte Jugendstadtrat Fritsch: „Eine Adoptionsfreigabe ist ein hochkomplizierter und formaler Prozess. Dazu bedarf es mehr als eines Zettels im Kinderwagen.“ 

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