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Brandenburg: Kindlich, schüchtern – und extrem brutal

Prozess gegen junge Rechte, die einen Afrikaner halbtot quälten

Von Frank Jansen

Potsdam. Sie sind fast alle sehr jung und doch schon fähig zu extremer Brutalität: Vor dem Landgericht Potsdam hat gestern ein Prozess gegen vier Jugendliche und einen Erwachsenen begonnen, die in der Nacht zum 3. August 2002 in Ludwigsfelde einen Mosambikaner gequält haben. Danny F. und Christian S. waren zur Tatzeit 15 Jahre alt, Andy B. und Daniel L. 16 Jahre. Die vier sehen im Gerichtssaal aus wie verschüchterte Kinder. Nur der mutmaßliche Anführer der Clique, der 22-jährige David E. nicht. Mit seinem militärisch kurzen, blonden Scheitelschnitt und seinem kalten Blick wirkt er bedrohlich.

Am rechten Hintergrund der Tat hat die Staatsanwaltschaft keinen Zweifel. David E. habe gegen 2.30 Uhr in einem Waldstück den Mosambikaner Ali Ibrahim mit Worten wie „Negersau“ beschimpft, ihm zwei Faustschläge ins Gesicht versetzt und dann eine leere Bierflasche auf dem Kopf des Opfers zerschlagen, trägt Ankläger Peter Petersen der Strafkammer vor. Damit hat der Staatsanwalt allerdings nur den Auftakt geschildert. Zweieinhalb Stunden sollen die fünf Männer den Afrikaner malträtiert haben. Laut Anklage schlugen sie ihn zu Boden und traten auf ihn ein. Zwei Beschuldigte „sprangen sodann mit beiden Beinen auf dem Kopf und dem Oberkörper des Opfers herum“, sagt Petersen hastig, als wollte er diese Sätze so schnellstmöglich hinter sich bringen.

Der Staatsanwalt berichtet auch, Ali Ibrahim seien die Armbanduhr und seine Geldbörse mit 25 Euro geraubt worden. Außerdem habe er sich bis auf die Socken völlig entkleiden müssen und sei dann weiter bis zur Bewusstlosigkeit geprügelt worden. Als die Schläger von dem Mosambikaner abließen, war er lebensgefährlich verletzt. Der Verein „Opferperspektive“, der Ali Ibrahim betreut, schildert ihn als hochgradig traumatisiert.

Die Angeklagten äußern sich nicht. Zwei Richterinnen verlesen, wie die Jugendgerichtshilfe die vier Jungen sieht: intakte Elternhäuser, aber Schwächen in der Schule und früher Alkoholkonsum. Unklar bleibt, warum die Verteidiger den Konflikt mit der Justiz suchen. Ein Anwalt stellt sogar Befangenheitsanträge gegen den Vorsitzenden Richter Klaus Przybilla, die Beisitzenden Richterinnen Naumann und Richardt und gegen Staatsanwalt Petersen. Morgen wird der Prozess fortgesetzt.

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