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Brandenburg: Kirchen müssen Religionslehrer entlassen Weil Berlin seinen Zuschuss gekürzt hat, stehen massenhaft Kündigungen an. Die treffen vor allem die jüngeren Kollegen

Berliner und Brandenburger Kinder in den Religionsunterricht zu schicken, wird immer schwieriger. Die evangelische Kirche hat angekündigt, 80 der rund 780 Religionslehrer zu entlassen.

Berliner und Brandenburger Kinder in den Religionsunterricht zu schicken, wird immer schwieriger. Die evangelische Kirche hat angekündigt, 80 der rund 780 Religionslehrer zu entlassen. Die Katholiken müssen womöglich 50 ihrer rund 300 Lehrer kündigen. Es sei denn, alle Lehrer nehmen Gehaltskürzungen hin.

Der Grund für die angedrohten Entlassungen: Der Berliner Senat hat im März für den Doppelhaushalt 2004/2005 beschlossen, die Zuwendungen an die Kirchen für den Religionsunterricht um fünf Millionen Euro zu kürzen. Die Evangelische Kirche bekommt dieses Jahr statt der 2003 gezahlten 31,8 Millionen Euro nur noch 29 Millionen und 2005 nur noch 27,6 Millionen Euro. Die Katholische Kirche wird dieses Jahr statt mit 8,3 Millionen Euro wie vergangenes Jahr nur noch mit 7,3 Millionen Euro unterstützt, nächstes Jahr nur noch mit 6,9 Millionen Euro. Wegen der Finanzkrise des Erzbistums müssen die Katholiken im Schulbereich zusätzlich 500000 Euro einsparen. Insgesamt gehen mehr als 170000 Berliner und Brandenburger Kinder in den Religionsunterricht.

„Die Senatskürzungen können wir nicht ausgleichen“, sagt Steffen-Rainer Schultz, der in der Evangelische Kirche für Religionsunterricht zuständig ist. Die Protestanten finden außerdem, dass die Kürzungen des Senats gegen die vertraglichen Vereinbarungen verstoßen. Deshalb hat die Evangelische Kirche Klage beim Verwaltungsgericht eingereicht.

Falls die Richter den Senat nicht zur Rücknahme der Kürzungen zwingen, müssten die evangelischen Religionslehrer fünfprozentige Gehaltseinbußen hinnehmen. Andernfalls bereite man die 80 Kündigungen vor, hat die Kirchenleitung der Gewerkschaft der Kirche (GKD) Anfang April in einem Brief mitgeteilt. Faktisch wäre das eine Verminderung um 8,7 Prozent, sagt Friedemann Claus, der Berliner GKD-Vorsitzende. Seit Januar müssten die Lehrer schon zwei Stunden länger arbeiten, was einer Einbuße beim Gehalt gleichkomme. Für ihn steht deshalb fest: „Weitere Gehaltskürzungen sind inakzeptabel. Wir werden nicht verhandeln.“

Die Katholiken wollten am Dienstagabend über die Zukunft ihrer Lehrer entschieden. Bei Redaktionsschluss lag das Ergebnis noch nicht vor. Die Kirchenleitung hatte alle Lehrer und die Mitarbeitervertretung eingeladen, um sie zu fragen, ob sie weniger Gehalt akzeptieren. Wenn nicht, müsste das Erzbistum 50 Lehrern kündigen. Dann könnte katholischer Religionsunterricht an Brandenburgs Schulen nicht mehr angeboten werden. Aus arbeitsrechtlichen Gründen müssten vor allem jüngere Lehrer und solche mit Zeitverträgen gekündigt werden. Das trifft vor allem auf die 40 katholischen Lehrer in Brandenburg zu. Auch das Land Brandenburg zahlt den Schulen einen Zuschuss. Der alleine reicht aber nicht, um die Lehrer zu halten. „Wir würden die Entlassungen sehr bedauern, auch aus pädagogischen Gründen“, sagt Thomas Hainz, der Sprecher des Brandenburger Bildungsministeriums. Er schlägt vor, dass dann Berliner Lehrer die Brandenburger Schüler mitversorgen.

Katholische Religionslehrer, die bei der Kirche angestellt sind, verdienen ein Gehalt, das dem Angestelltentarif BAT IVb gleichkommt. Ein 35-jähriger, unverheirateter Mann ohne Kind bekommt demnach etwas mehr als 1400 Euro netto. Bei der Evangelischen Kirche bekäme der gleiche Religionslehrer 100 Euro netto mehr. „Das ist so wenig, da machen schon kleinste Einbußen viel aus“, sagt einer der Mitarbeitervertreter.

Steffen-Rainer Schultz sieht nur eine Möglichkeit, um den Religionsunterricht in Berlin und Brandenburg langfristig zu retten. Er muss zum Wahlpflichtfach werden. Bisher findet Religion in vielen Schulen als freiwilliges Fach statt. Daher nehmen weniger Schüler teil, als wenn es obligatorisch wäre. Von der Schülerzahl aber hängt die Summe ab, die die Länder für die Religionskurse zahlen.

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