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Königs Wusterhausen: Eine Stadt gegen rechts

600 Menschen protestierten am Sonnabend in Königs Wusterhausen gegen den Aufmarsch von knapp 300 Rechtsextremisten. Die Polizei war mit 800 Beamten präsent, um Auseinandersetzungen zwischen den Lagern zu verhindern.

Königs Wusterhausen - Beide Züge verliefen nacheinander auf ähnlichen Routen. Bereits am Vormittag zählte die Polizei in Berlin mindestens 150 Anhänger der gewaltbereiten Antifa-Szene auf dem Weg nach Brandenburg, insgesamt waren es 300 Berliner. Eine Stunde später begleiteten Bundespolizisten etwa 150 Rechtsextremisten aus Berlin nach Königs Wusterhausen. Die befürchteten Zusammenstöße blieben aus. Ein Polizeisprecher sagte am Abend, insgesamt sei es ruhig verlaufen.

Die Rechtsextremisten – darunter der Hamburger Neonazi-Aktivist Christian Worch – konnten mit einiger Verspätung auf ihrer geplanten Route durch die Stadt ziehen, weil bei den Gegendemonstranten Uneinigkeit herrschte. Nach einem gut besuchten Auftakt samt Gottesdienst hatten die Veranstalter vom „Bündnis gegen Rechts“ versucht, ihren Zug durch die Stadt zu verzögern – und den rechtsextremistischen „Freien Kräften“ so den Weg zu versperren. Die Taktik ging nicht auf, vor allem Bürger der Stadt verließen auch wegen der Kälte die Demonstration oder gingen zum Bürgerfest. Etwa 60 Menschen – laut Polizei vor allem Autonome, aber auch ältere Menschen – blieben für eine Sitzblockade, die aber von der Polizei geräumt wurde. Am Fontaneplatz empfingen Bürger, Vertreter von Parteien und Verbänden den rechten Aufmarsch mit Trillerpfeifen und Rufen. Bürgermeister Lutz Frankze (SPD) sagte zur Sitzblockade: „Die Befürchtungen sind eingetreten, dass Königs Wusterhausen als Platz genutzt wird, um Militanz auszuüben und Auseinandersetzungen mit den Sicherheitskräften zu suchen.“ Er spielte damit auf Linksextreme aus Berlin an, die sich Rangeleien mit der Polizei lieferten.

Auch der Landrat von Dahme-Spreewald, Stephan Loge (SPD), beklagte, dass Berliner Probleme mit Autonomen nun nach Königs Wusterhausen getragen würden. Dennoch wertete er den Gegenprotest als Erfolg. Auch Jan Kasiske vom Mobilen Beratungsteam lobte, erstmals seit Jahren hätten die Bürger der Stadt an einem Strang gezogen und Flagge gegen die Rechten gezeigt. Unter den Gegendemonstranten waren auch der brandenburgische SPD-Generalsekretär Klaus Ness, die frühere Berliner Senatorin Heidi Knake-Werner (Linke) sowie die Bezirksbürgermeisterinnen von Lichtenberg, Christina Emmerich (Linke) und Treptow-Köpenick, Gabriele Schöttler (SPD).

Mit dem Aufmarsch hatten die rechten Kameradschaften ihre jährlich Anfang Dezember in Berlin stattfindende Demonstration für ein „Nationales Jugendzentrum“ nach Königs Wusterhausen verlegt. Dort halten sie diese seit vier Jahren bereits im Oktober ab. Diesmal änderte sich die gewohnte Abfolge, denn nach einem Brandanschlag auf die bei Neonazis beliebte Kneipe „Zum Henker“ in Niederschöneweide waren die Rechten am 10. Oktober durch Berlins Zentrum gezogen.Alexander Fröhlich

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