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Biodiesel

© ddp

Kraftstoffe: Biosprit: Nach dem Boom kommt die Angst

Nachdem die Bundesregierung die Steuererleichterungen für Biodiesel abgeschafft hat, fürchten die Produzenten um ihre Existenz. Das Land Brandenburg gründet nun ein Netzwerk zur Unterstützung.

Die Hersteller von Biokraftstoffen fürchten um ihre Existenz. In der Branche, die in den letzten Jahren im Land Brandenburg besonders boomte, geht mittlerweile die Angst vor Pleiten um. So haben erste kleine Biodiesel-Firmen bereits dicht gemacht. In Schwedt stellte vor kurzem eine Bioethanol-Anlage die Produktion ein. Gestern beriet Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) mit Branchenvertretern in Potsdam über die angespannte Situation. „Wir müssen gemeinsam sicherstellen, dass Biotreibstoffe ein wichtiger Bestandteil im Energiemix Brandenburgs bleiben“, sagte Junghanns dazu dem Tagesspiegel. Markteingriffe lehnt er zwar ab. Doch dafür wurde ein mit 500000 Euro gefördertes Netzwerk „Mineralölwirtschaft/Biokraftstoffe“ aus der Taufe gehoben, mit dem die Entwicklung neuer innovativer Biokraftstoffe gefördert und Synergien zwischen den märkischen Biotreibstoffproduzenten besser erschlossen werden sollen.

Die Situation auf dem Biotreibstoffmarkt hat sich dramatisch verschärft, seit die Bundesregierung Steuererleichterungen für Biodiesel abschaffte. An den Tankstellen ist der Pflanzen-Diesel heute genauso teuer wie herkömmlicher Diesel. Brandenburg ist davon besonders betroffen. In den letzten Jahren waren hier allein sieben größere Biodiesel-Fabriken entstanden, das Land ist laut Junghanns größter Biodieselproduzent Deutschlands. Ein Viertel aller deutschen Biokraftstoffe kommt mittlerweile aus Brandenburg.

Doch die Konkurrenz auf dem Markt ist hart. „An den deutschen Küsten sind ebenfalls große Kapazitäten entstanden, die Biodiesel aus billigerem Soja- oder Palmöl herstellen“, sagt Tanja Kenkmann, Energieexpertin der Potsdamer Industrie- und Handelskammer. Aber auch bei dem in Brandenburg aus Roggen hergestellten Bioethanol – dem Biokraftstoff für Benzinmotoren – sei das Problem ähnlich, „da sich die Getreidepreise in den letzten zwei Jahren verdoppelt haben“. Damit sei heimisches Bioethanol kaum konkurrenzfähig gegenüber Bioethanol auf Zuckerrohrbasis etwa aus Brasilien.

Allerdings gibt es auch hausgemachte Schwierigkeiten. So sieht Georg Wagener-Lohse, der Geschäftsführer des an der Technischen Universität Cottbus angesiedelten Centrums für Energietechnologie (Cebra) und Chef des neuen Biokraftstoff-Netzwerks, durchaus Nachholbedarf der Landespolitik. Insbesondere fehle eine fundierte Energiestrategie. Wie berichtet, will Junghanns diese – mit Verzögerung – erst im Frühjahr 2008 vorlegen. Laut Wagener-Lohse hat die Regierung zwar als allgemeine Zielmarke formuliert, den Anteil erneuerbarer Energien bis 2020 auf 20 Prozent auszubauen. „Welche Rolle dabei Biokraftstoffe spielen, ist aber unklar.“ Zudem seien Genehmigungshürden für Tankstellen, die auch Biosprit anbieten wollen, in Brandenburg höher als anderswo. Junghanns will das prüfen lassen.

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