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Brandenburg: Krisenstab bereitet weitere Evakuierungen vor

Keine Entwarnung für die Prignitz 46 Orte vom Hochwasser bedroht

Potsdam. Nach Prognosen des Magdeburger Wasserstraßenamtes soll die Elbe in Mühlberg um weitere 60 Zentimeter ansteigen. Angesichts der unsicheren Daten bestehe aber „ein Rest Hoffnung“, sagte Matthias Freude, Präsident des Landesumweltamtes dem Tagesspiegel.

Rund fünfzig Mühlberger, die im Ort verblieben waren, mussten zwangsevakuiert werden. Die Räumung der Orte Burxdorf und Langenrieth werde vorbereitet, sagte Ministerpräsident Matthias Platzeck. Nach Angaben des Potsdamer Krisenstabes droht bei einem Deichbruch in Mühlberg die Überschwemmung eines 100 Quadratkilometer großen Gebietes. Obwohl dorthin gewaltige Wassermassen abfließen würden, würde das den Pegel der Elbe nicht spürbar senken, erklärte Agrar- und Umweltminister Wolfgang Birthler. Daher könne für elbabwärtsgelegene Gebiete keine Entwarnung gegeben werden. „Es kann nicht die Rettung für die Prignitz sein.“

Die Stadt Wittenberge und weitere 46 Orte in der Prignitz bleiben somit weiter bedroht, wenn die Flutwelle - voraussichtlich am kommenden Mittwoch - eintrifft. In welcher Höhe die Flut kommt, ist unklar. Birthler versicherte, dass bis dahin die Prignitz-Deiche auf ihrer gesamten Länge von 75 Kilometern mit 1,4 Millionen Sandsäcken erhöht sein werden. Am Samstag waren dort zusätzliche Bundeswehrkräfte im Einsatz. Die Evakuierung von 20 000 Menschen wurde weiterhin vorbereitet. Am Dienstag will Brandenburgs Kabinett vor Ort in der Prignitz tagen. Platzeck appellierte an Unternehmen, möglicherweise eine Elektronikkette, für die Prignitzer batteriebetriebene UKW-Radios zu spenden. „Es würde den Menschen helfen, kurzfristig die nötigen Informationen zu empfangen." Zwischenzeitlich war in der Prignitz Kritik laut geworden, dass Sandsäcke knapp und von Geschäftemachern vereinzelt sogar für Wucherpreise verkauft wurden. „Wir werden dem einen Riegel vorschieben“, versicherte Platzeck. Es werde dafür gesorgt, dass Sandsäcke kostenlos verteilt würden.

Unterdessen laufen Vorbereitungen, um das Wehr bei Quitzöbel zu öffnen, in jenem Bereich, wo die Havel in die Elbe mündet. Dies würde dazu führen, dass das Elbwasser nach Südosten ins Havelland Richtung Rathenow abfließt: auf landwirtschaftlich genutzte, jedoch unbewohnte Äcker und Wiesen. Insgesamt könnten diese Flächen 140 Millionen Kubikmeter aufnehmen, sagte Birthler, der am Nachmittag seinen Stab vor Ort in die Prignitz verlagerte. Befürchtungen, dass mit der Elbe bereits Giftstoffe – unter anderem aus einer überfluteteten Chemiefabrik in Tschechien – angeschwemmt werden, haben sich nicht bestätigt. Nach Auskunft von Platzeck waren bislang alle Wasserproben negativ.Thorsten Metzner

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