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Brandenburg: Kritik an Sicherheit im Maßregelvollzug

Feuerzeug und Rasierklingen in Schmökels Zimmer gefunden

Neuruppin. Mangelnde Professionalität im Maßregelvollzug hat nach Ansicht einer unabhängigen Untersuchungskommission die Flucht des Gewaltverbrechers Frank Schmökel vor zwei Jahren begünstigt. Deren Chef, der frühere nordrheinwestfälische Innenminister Herbert Schnoor, übte gestern im Neuruppiner Landgericht heftige Kritik an den im Herbst 2000 vorgefunden Zuständen. „Es ist ein Wunder, dass damals nicht noch mehr passiert ist“, sagte Schnoor. Nicht nur die bauliche Situation habe nicht den Anforderungen an einen Maßregelvollzug genügt. „Es gab so gut wie keine Kooperation zwischen den Therapeutenteams und den Pflegern“, erklärte er. Es habe auch an Dokumenten über die Behandlung Schmökels gefehlt. Deshalb könne er nicht beurteilten, ob der Angeklagte richtig betreut worden sei.

Die DDR hatte 1968 den Maßregelvollzug abgeschafft. Als mit dem Einigungsvertrag von einem Tag auf den anderen wieder die Unterbringung von psychisch kranken Straftätern in speziellen Einrichtungen angeordnet wurde, bestanden keinerlei Erfahrungen. „Auch die aus dem Westen stammenden Experten haben offensichtlich nichts Entscheidendes zur Verbesserung unternommen“, sagte Schnoor. Schmökel war von den behandelnden Therapeuten eine mittlere Lockerungsstufe zugebilligt worden, die begleitete Ausgänge erlaubte. Als er im Oktober 2000 Strausberg besuchte, stach er auf zwei Pfleger und seine Mutter ein und flüchtete. Sieben Tage später schlug er einen Rentner nieder, der an den Verletzungen starb.

In Schmökels Einzelzimmer sind in einer Gardine eingenäht Rasierklingen und ein Feuerzeug gefunden worden. Das teilte der Chefarzt des Maßregelvollzugs Brandenburg/Havel am Dienstag der Dritten Strafkammer des Landgerichts Frankfurt (Oder) mit, die den Fall Schmökel derzeit in Neuruppin verhandelt. Ste.

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