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Landes-Liegenschaften: Keine Filetstücke mehr, nur noch Ladenhüter

Knapp 100.000 Hektar Militärbrache übertrug der Bund 1994 an das Land. Mehr als 80 Prozent werden heute zivil genutzt. Den Rest will keiner haben.

Von Matthias Matern

Elstal - Die Döberitzer Heide ist ein Naturidyll. Wiesen, Wälder, Wanderwege. Seit eineinhalb Jahren betreibt die Heinz-Sielmann-Stiftung auf rund 3500 Hektar einen Wildpark, um früher in Europa heimische Tierarten wieder anzusiedeln. Mehr als 50 000 Besucher haben die Landschaft seit der Eröffnung 2006 bereits besucht. Doch was heute Wisenten, Wildpferden und Rothirschen neuen Lebensraum bietet, ist gefährliches Terrain. Mehr als 100 Jahre militärische Nutzung, zuletzt durch die sowjetischen Streitkräfte, hat das Gebiet westlich Berlins hinter sich. Immer noch liegen jenseits der begehbaren Pfade im Schutzgebiet Reste von Munition und Kriegsgerät.

Die Döberitzer Heide ist nur ein kleiner Teil von insgesamt knapp 100 000 Hektar Militärbrache, die Brandenburg 1994 vom Bund übertragen bekam. Unter dem Stichwort „Konversion“ wurde versucht, frühere Militärgelände zivil nutzbar zu machen. Eine Mammutaufgabe angesichts teils riesiger Flächen, die mit Altlasten und Gebäuderesten für Investoren oft wenig attraktiv sind.

Rund 13 Jahre nach dem Abzug der früheren Sowjetsoldaten zieht die Landesverwaltung jedoch eine positive Bilanz: Mehr als 80 Prozent der Liegenschaften werden mittlerweile zivil genutzt. Eine „Erfolgsgeschichte“ sieht Claudia Lippert, Sprecherin des Wirtschaftsministeriums. Abgeschlossen sei die Konversion aber noch lange nicht. „Vor uns liegen noch die Aufgaben, die durch die Standortschließungen im Zuge der Bundeswehrstrukturreform entstanden sind.“

Die gute Zwischenbilanz hat jedoch einen hohen Preis. Mehr als eine Milliarde Euro wurde seit Mitte der 90er Jahre investiert – EU-Mittel ebenso wie Geld von Bund, Land und Kommunen. Entstanden sind Zentren wie der Biotechnologiepark Luckenwalde, Behördeneinrichtungen und Universitätsgebäude. Auf anderen Grundstücken haben private Investoren Wohnungen und Unternehmen Werkshallen gebaut. Ein Beispiel ist der frühere Militärflugplatz Oranienburg, wo der dänische Altreifenverwerter Genan 2003 die weltgrößte Reifenaufbereitungsanlage in Betrieb nahm. Mehr als 90 Prozent der verkauften Fläche jedoch dienen Forstwirtschaft und Naturschutz.

Insgesamt hat das Land durch die Verwertung der Liegenschaften seit 1994 einen Erlös von 253,5 Millionen Euro erzielt. Auf einigen Brachen aber wird es wohl sitzenbleiben. Die übrigen knapp 20 Prozent sind Ladenhüter, weit abgeschnitten von Infrastruktur und teils schwer belastet. Mit dem Verkauf beauftragt ist die Brandenburgische Boden Gesellschaft (BBG). „Bislang konnten wir jährlich einen Überschuss erwirtschaften“, berichtet BBG-Geschäftsführer Harald Holland-Nell. 2005 lag der Gewinn bei etwas mehr als vier Millionen Euro. Die Einnahmen werden künftig jedoch geringer ausfallen. Gebiete wie die Tangersdorfer Heide in der Uckermark seien so sehr mit Munition belastet, dass die Beräumung äußerst teuer wäre. Letztlich blieben nur Rückbau und Renaturierung.

Als Problemfall galt auch die Döberitzer Heide, bevor die Wisente kamen. Mehr als zwei Millionen Euro bezahlte die Sielmann-Stiftung 2004 für das Gelände. Da weite Teile für Menschen unzugänglich sein sollten, musste nur auf kleinen Flächen alte Munition geborgen werden, erinnert sich Holland-Nell. „Ein ideales Konzept für das Areal.“

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