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Brandenburg: Lastwagen umgehen die Maut – und verstopfen Dörfer Anwohner klagen über starke Verkehrszunahme

Ministerium: sichere Zahlen erst im Spätsommer

Lübben - Die Anrainer zahlreicher Bundes- und Landstraßen in Brandenburg stöhnen. Seit Einführung der Lkw-Maut auf Autobahnen am Jahresanfang hat sich bei ihnen der Verkehr spürbar erhöht. Vor allem ausländische Speditionen wollen sich offenbar die Mautgebühr von zwölf Cent pro Kilometer sparen und weisen deshalb ihre Fahrer zum Ausweichen auf kostenfreie Straßen an.

Beschwerden gibt es vor allem aus Dörfern und kleinen Städten entlang der Bundesstraße 96 von Berlin in den Süden nach Luckau und Finsterwalde, die fast parallel zur Autobahn A 13 verläuft. Betroffen sind außerdem die B 1 zwischen Brandenburg/Havel und Potsdam, die B 2 zwischen Treuenbrietzen, Beelitz und Potsdam sowie die Bundesstraße 87 von Frankfurt (Oder) über Lübben bis nach Leipzig. Gerade die quer durch das südöstliche Brandenburg führende B 87 muss sich bei polnischen, weißrussischen und baltischen Unternehmen als Tipp herumgesprochen haben. Ihre Lastwagen verlassen in großer Zahl die Autobahn nach dem Grenzübergang in Frankfurt (Oder) und donnern in Richtung Südwesten. Damit sparen sie sich allein bis zur Anschlussstelle Lübben rund 150 Kilometer Autobahnfahrt – und rund 18 Euro Maut.

Dafür dürften die Fahrer allerdings auch fast eine Stunde länger unterwegs sein. Ampeln behindern das zügige Vorankommen ebenso wie Tempo-30-Zonen, holpriges Kopfsteinpflaster und Baustellen. Doch gerade für osteuropäische Firmen spielt die längere Fahrtzeit im Unterschied zu deutschen und westeuropäischen Betrieben offenbar keine so große Rolle. Im Schnitt verdient ein polnischer Lkw-Fahrer nur zwischen vier und fünf Euro netto pro Stunde, in Deutschland liegt der Lohn rund dreimal so hoch.

„Der Lärm und Gestank sind unerträglich“, klagt ein Anwohner im kleinen Ort Trebatsch an der B 87 südlich von Beeskow. „Fuhren vor der Maut vielleicht zwei oder drei Lastwagen pro Stunde durch das Dorf, sind es heute zehn oder fünfzehn.“ Ähnliche Klagen gibt es aus Lübben, das sich als Eingangstor in den Spreewald versteht. Hier stauen sich die Lkw- Kolonnen an den Ampeln, denn die B 87 führt direkt durch die Stadt und am wichtigsten Touristenhafen vorbei.

Die Polizei will aber von einer „dramatischen Situation“, wie die Lage im Lübbener Rathaus beschrieben wird, nichts wissen. „Wir schätzen, dass sich die Zahl der Mautvermeider in absehbarer Zeit wieder verringert“, sagt Polizeisprecher Lothar Walther. „Das ständige Anfahren und Bremsen auf Orts- und Bundesstraßen führen zu erheblich höheren Betriebskosten als auf der Autobahn. Das müsste eigentlich jede Spedition merken.“

Das Bundesverkehrsministerium will zunächst prüfen, ob es sich bei den Lkw- Ausweichstrecken um ein vorübergehendes oder ein langfristiges Problem handelt. Dazu würden in Zusammenarbeit mit den örtlichen Behörden Fahrzeug- Zählungen veranlasst, sagte ein Ministeriumssprecher. Das Gesetz zur Einführung der Lkw sieht ausdrücklich vor, im Einzelfall auch auf Bundesstraßen eine Nutzungsgebühr zu erheben. Damit sollte ein zu starkes Ausweichen vor mautpflichtigen Autobahnen verhindert werden. Gesicherte Erkenntnisse über die Veränderungen in den Lkw-Strömen liegen nach Auskunft des Ministeriums allerdings frühestens im Spätsommer vor.

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