zum Hauptinhalt

Brandenburg: Lausitzring: Betreiber sehen keine baulichen Mängel

Nach der Absage des ersten großen Autorennens auf dem neuen Eurospeedway Lausitz am vergangenen Sonntag brodelte gestern in der Region die Gerüchteküche. Es war vielerorts von möglichen Mängeln an der 310 Millionen Mark teuren Anlage die Rede, die nun nachgebessert werden müssten.

Nach der Absage des ersten großen Autorennens auf dem neuen Eurospeedway Lausitz am vergangenen Sonntag brodelte gestern in der Region die Gerüchteküche. Es war vielerorts von möglichen Mängeln an der 310 Millionen Mark teuren Anlage die Rede, die nun nachgebessert werden müssten. Es habe zwar über Stunden hinweg viel geregnet, so hieß es zwischen Cottbus und Senftenberg, aber das Wasser habe einfach nicht von der Piste ablaufen können. Dem widersprach Christian Hammerich von der Betreibergesellschaft des Lausitzringes. "Es gibt keine Mängel am Bau. Er entspricht internationalen Normen und Erfahrungen solcher Rennstrecken." Einzig der permanente Regen habe zur der Absage der Läufe zur Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (DTM) geführt. Die Berichte über Baufehler seien absurd. Damit solle dem Image der neuen Rennstrecke nur geschadet werden. "Wir hatten eben nur viel Pech mit so einer unvorstellbaren Regenmenge", sagte Sprecher Hammerich.

Renndirektor Roland Bruynseraede aus Belgien hatte den sechsten Lauf zur DTM wegen das Wassers auf der Piste nicht zugelassen. Die Strecke stelle für die Fahrer ein zu hohes Unfallrisiko dar. Selbst dem Sicherheitsfahrzeug (safety car), hinter dem die Rennwagen mehrere Runden zur Einstimmung fuhren, wurde eine maximale Geschwindigkeit von 70 Kilometern pro Stunde verordnet. Der "alte Hase" der Tourenklasse, der Mercedes-Fahrer Klaus Ludwig, hält die ganze Anlage dennoch für schlicht "phantastisch". Zwar sei die Grand-Prix-Strecke "nicht so das Highlight", weil die Kurven "zu langsam" seien. Auch fehle auf dem Streckenbelag noch der "Grip", denn die Strecke sei noch nicht eingefahren. Aber die Konstruktion der Tribünen und der Strecke seien "sehr schön". Während des ersten Rennwochenendes sorgten fast 1000 Leute für den reibungslosen Ablauf des Rennspektakels. Allein 330 Mitarbeiter seien im Sicherheitsbereich eingesetzt, mehrere Hundert kümmerten sich zudem um Verpflegung und Getränkeausschank. Vor dem Eingang zu den Tribünen haben sich zudem rund 50 Stände mit Fan-Artikeln, Fahnen und Würstchenverkauf niedergelassen.

Der Wetterdienst Meteofax meldete für den Sonntag überraschend gar keine großen Niederschlagsmengen für die Lausitz. Im Gebiet zwischen Bad Liebenwerda und Cottbus seien stündlich maximal 2,3 Liter pro Quadratmeter gemessen worden. Das gelte noch als mäßiger Regen, starker Regen beginne erst bei fünf Litern pro Quadratmeter und Stunde, sagten die Meteorologen. Von acht bis 14 Uhr seien in Bad Liebenwerda nur vier Liter Regen gefallen. Es könne für die Lausitz auf keinem Fall von "sintflutartigen Regenfällen" gesprochen werden. Eine spezielle Messstation in der Nähe des Lausitzringes bestehe allerdings nicht. Meteofax schloss nicht aus, dass sich ein schmaler Regenstreifen ausgerechnet über der Rennstrecke nur langsam fortbewegt und so den mehrstündigen Niederschlag verursacht habe.

Motorsportfreunde - zum ersten Höhepunkt auf dem Ring waren immerhin 42 000 Zuschauer gekommen - verwiesen allerdings auf den Vergleich mit der nahen Autobahn Berlin-Dresden. Sie führt in Sichtweite am Eurospeedway vorbei und wurde in diesem Abschnitt kürzlich auf drei Spuren in jeder Richtung ausgebaut. Eine Geschwindigkeitsbegrenzung besteht hier nicht. Die Strecke sei trotz des Regens immer gut befahrbar gewesen, berichteten Augenzeugen. Eine Nachfrage im zuständigen Cottbuser Polizeipräsidium bestätigte die Angaben. "Zu keiner Zeit gab es irgendwelche witterungsbedingten Störungen des Verkehrs in diesem Abschnitt", sagte Sprecher Berndt Fleischer. Es sei allerdings fraglich, ob eine Autobahn mit einer Rennstrecke zur vergleichen sei.

Das Wort Pech scheint für das Desaster am Sonntag wohl der richtige Begriff zu sein. Denn die Lausitz gilt im bundesdeutschen Vergleich als eine Gegend mit wenig Niederschlag, viel Sonne und hohen Temperaturen im Sommer. Scherzhaft wirbt der Tourismusverband Niederlausitz sogar mit dem Slogan von der "Sahara Deutschlands". Tatsächlich fallen im Zehn-Jahres-Durchschnitt im September in Cottbus nur 50 Millimeter Regen, in Stuttgart sind es 57, in Hamburg 70 und in Essen 73 Millimeter. In der Bilanz der Sonnenscheindauer kommt die Lausitz mit 160 Stunden im September immerhin hinter Stuttgart (168) auf Platz zwei vor Hamburg (141) und Essen (135 Stunden). Übers Jahr gemessen ist Cottbus einsamer Spitzenreiter. 45 Sommertage mit mindestens 25 Grad Celsius stehen mageren 20 in Hamburg gegenüber. Nur ausgerechnet am Sonntag versagte die Statistik. Die vermeintliche Sahara versank im Dauerregen.

Doch weitere Gelegenheiten zum Rennsportvergnügen lassen sich nicht lange auf sich warten. Vom 15. bis 17. September folgen die ADAC AVUS Classics, vom 20. Bis 22. Oktober startet das Porsche Weekend und vom 27. bis 29. Oktober findet ein 24-Stunden-Rennen mit historischen Fahrzeugen statt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false