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Brandenburg: Lebensgefährliche A 12

Extreme Unfallhäufung auf Autobahn nach Frankfurt

Frankfurt (Oder) - Die Autobahn 12 zwischen Berlin und Frankfurt (Oder) in Richtung der polnischen Grenze entwickelt sich zu Brandenburgs gefährlichster Straße. Keine Woche vergeht ohne schwere Unfälle – wie am Wochenende mit einem getöteten Kleinkind und vier Schwerverletzten. In diesem Jahr starben auf der Strecke bereits vier Menschen. Das Tempolimit 120 Kilometern pro Stunde und das Anfang März verhängte Überholverbot für Lastwagen auf 45 der 60 Autobahn-Kilometer reichen nach Einschätzung von Fachleuten und Polizei nicht aus, um das Problem zu lösen. „Diese Trasse muss endlich sechsstreifig ausgebaut werden – so wie die A 2 und der südliche Berliner Ring“, forderte Jörg Becker, Leiter der Verkehrsabteilung des ADAC Berlin-Brandenburg am Montag. Das Verkehrsministerium hält das Tempolimit für angemessen.

Vor einem Ausbau, so sieht es auch die Polizei, wird es kaum Entwarnung geben. Allerdings ist für diesen Abschnitt, der neben den zwei Fahrspuren meist nicht einmal einen Standstreifen hat, bislang keine Erweiterung auf drei Fahrstreifen je Richtung im Bundesverkehrswegeplan vorgesehen. Dabei rollen dort mittlerweile drei Viertel des Lkw-Warenverkehrs zwischen Deutschland und Osteuropa nach Polen. Es sind nach Polizeiangaben täglich rund 5000 Lastwagen. Vor zwei Jahren waren es noch 3000 – eine Folge der mit der EU-Osterweiterung verbundenen wachsenden Warenströme. Die Politik habe sich nicht rechtzeitig auf die EU-Osterweiterung eingestellt, obwohl diese lange vorher bekannt war, sagt Becker. Offenbar habe man geglaubt, dass viele Lkw-Fahrer über die Autobahn nach Stettin oder südlich über Forst ausweichen und die A 12 entlasten – was sich als Fehleinschätzung erweist: Die meisten Fahrer wählen die klassische Ost-West- Route. Im vorigen Jahr kam es allein auf dem Fahrstreifen Richtung Polen zu 248 Unfällen mit 66 Verletzten und fünf Toten. In den meisten Fällen – 43 Verletzte und vier Tote – waren Lastwagen darin verwickelt. „Oft liegt es an Unaufmerksamkeit der Fahrer“, sagt Detlef Lübben, Sprecher des zuständigen Schutzbereiches der Polizei in Fürstenwalde. Aber auch die Zahl der Auffahrunfälle – eine Folge des Rückstaus von der Grenze – haben deutlich zugenommen. Gab es 2004 noch 36 Unfälle dieser Art mit zwei Toten und 14 Verletzten, waren es im vorigen Jahr 57 solcher Unfälle mit vier Toten und 28 Verletzten.

Ein Grund: Um schnell zur Grenze zu kommen, drücken die zumeist aus Osteuropa stammenden und teilweise übermüdeten Lkw-Fahrer oft aufs Tempo und starten waghalsige Überholmanöver. Obwohl die Autobahnmeisterei oft mit Leuchtschildern vor dem Stau warnt, übersehen manche Fahrer den schwach beleuchteten Vordermann. Bei der EU-Erweiterung im Mai 2004 war voreilig das komplette Verschwinden des Grenzstaus verkündet worden. Zwar fielen damals die Zollkontrollen weg, aber alle Fahrer müssen den Grenzbeamten nach wie vor ihre Papiere zeigen. Bei EU-Bürgern dauert das nur wenige Augenblicke, aber bei Ukrainern, Russen, Weißrussen oder Kasachen werden nach wie vor Daten im Computer abgefragt. Das nimmt viel Zeit in Anspruch. Ste./thm

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