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Brandenburg: Legionellen: Entkeimungsanlage war abgeschaltet

Klinikumssprecherin sagt, die Anlage im Frankfurter Krankenhaus sei nutzlos gewesen. Staatsanwaltschaft ermittelt auch gegen Rhön-Vorstand

Frankfurt (Oder). Im Klinikum Frankfurt (Oder) ist eine Anlage zur Bekämpfung von gefährlichen Legionellen im Frühjahr dieses Jahres stillgelegt worden. Die Technik zur Entkeimung von Warmwasser habe sich als nutzlos erwiesen, sagte Brigitte Sallwey, Sprecherin der Rhön-Klinikum AG, zu der das Frankfurter Krankenhaus gehört, der Deutschen Presse Agentur. Denn trotz der Anlage waren zum Jahreswechsel 2002/2003 Patienten an der so genannten Legionellose erkrankt. Bei einem Wiederausbruch der Krankheit starben Anfang Juli mindestens zwei Frauen an dieser speziellen Lungenentzündung.

Die auslösenden Bakterien, Legionellen, fühlen sich in warmem Wasser bis 60 Grad Celsius am wohlsten. Deshalb bietet die Industrie verschiedene Entkeimungsanlagen, zum Beispiel zur regelmäßigen Erhitzung der Warmwasserbehälter über 70 Grad Celsius, dann sterben die Keime ab. Auch der Zusatz von chemischen Desinfektionsmitteln, wie Chlor oder Kupfer-Silber-Ionen, tötet die Erreger. Und schließlich werden zur Desinfektion auch starke UV-Strahlen eingesetzt.

Wegen der Legionellen-Todesfälle ermittelt die Frankfurter Staatsanwaltschaft auch gegen Joachim Manz, Vorstandsmitglied in der Rhön-Klinikum AG und dort für die ostdeutschen Konzerntöchter zuständig. Unter Hinweis auf diese Ermittlungen lehnte Manz gegenüber dem Tagesspiegel Angaben über Typ und Hersteller der in Frankfurt ausgemusterten Entkeimungsanlage oder über weitere Hintergründe der Infektionsfälle ab.

Am heutigen Montag hat der Frankfurter Oberbürgermeister Martin Patzelt (CDU) die Stadtverordneten zu einer Sondersitzung zum Thema zusammengerufen. Dem Vernehmen nach wird auch der Rhön-Vorstandschef, Eugen Münch, daran teilnehmen.

Das brandenburgische Gesundheitsministerium betont, man habe schon im April 2002 vor der Gefahr gewarnt. In einem Merkblatt für die Krankenhäuser des Landes habe man sich an Empfehlungen des Bundesumweltamtes und des Robert-Koch-Institutes (RKI) orientiert, sagt Behördensprecher Florian Engels. Eine Maßnahme des RKI wurde aber abgeschwächt: „Eine routinemäßige Kontrolle der Trinkwasserleitungssysteme auf Kontamination mit Legionellen, wie vom RKI vorgeschlagen, ist nur dort notwendig, wo Risikopatienten behandelt und betreut werden“, heißt es in dem Merkblatt.

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