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Brandenburg: Märkisches Märchenschloss ist nun ein Hotel Steinhöfel für knapp 8,5 Millionen Euro hergerichtet

Landesregierung sucht Nutzer für andere Herrenhäuser

Steinhöfel. Zwei Ehepaare aus Berlin und Brandenburg können sich seit dem Wochenende Schlossherren nennen. Die Hoteliers pachteten das von Fachleuten zu den schönsten Herrenhäusern der Mark gezählte Schloss Steinhöfel, eine Autostunde östlich Berlins bei Fürstenwalde gelegen. „Nur durch eine sinnvolle Nutzung können wir unsere zahlreichen Schlösser und Herrenhäuser retten“, sagte Kulturministerin Johanna Wanka zur Eröffnung.

In Mecklenburg-Vorpommern seien schon 50 Schlösser zu Hotels umgebaut worden, nicht nur an der Ostsee. „Bei uns ist die Zahl leider noch überschaubar. Interessenten sind deshalb jederzeit willkommen.“ Viele Gemeinden seien mit dem Erbe überfordert. Außerdem wachse mit der Entfernung zu Berlin die Schwierigkeit, Nutzer zu finden, beklagte die Ministerin. In Steinhöfel bleibt die Brandenburgische Schlösser GmbH, die zusammen mit der Stiftung Denkmalschutz in den vergangenen fünf Jahren knapp 8,5 Millionen Euro in die Renovierung des Hauses und in die Außenanlagen investierte, Eigentümer. Barbara und Ralph Miers sowie Evelyn und Frank John wollen in den 32 Hotelzimmern, in den zwei Restaurants und im Café vor allem „anspruchsvollen Gästen ein hohes Niveau“ bieten.

Allerdings fällt die Eröffnung des Hotels in eine für die Branche komplizierte Zeit. Ein Drittel aller 4500 Brandenburger Hotels und Gaststätten steht vor der Pleite. Das treffe auf die kleine Eckkneipe ebenso zu wie auf das Fünf-Sterne-Hotel, heißt es vom Hotel- und Gaststättenverband. Zurückgehende Gästezahlen führten zusammen mit höheren Lebensmittelpreisen, gestiegenen Abwasserkosten, Mehrausgaben für technische Dienstleistungen und einem geringer gewordenen Werbeetat der Tourismus-Marketing-Gesellschaft zu akuten Schwierigkeiten.

„Wir setzen vor allem auf die Schönheit und die Ruhe des Schlosses und des Parks Steinhöfel“, sagt Pächter Frank John, der zugleich die Küche des Hauses führt. Die Gäste sollten hier abschalten, sich an Konzerten und Lesungen erfreuen oder an Tagungen in einer besonderen Atmosphäre teilnehmen können. Pro Person liegen die Zimmerpreise zwischen 75 und 132 Euro. „Außerdem besitzt gerade dieses Schloss eine wunderbare Geschichte“, meint John.

Hofmarschall Valentin von Massow (1752-1817) schwebte einst in diesem östlichen Zipfel der Mark ein von einem Herrenhaus gekrönter englischer Landschaftspark vor. Mit dem Schloss, dem Park, den Wirtschaftsgebäuden, dem Dorfkrug und den Häusern im Ort gelang schließlich eines der „bedeutendsten Ensembles der Schloss- und Gartenbaukunst Deutschlands“, wie Landeskonservator Detlef Karg schwärmte. Von den einstigen Sichtachsen im Park und im Dorf sind längst nicht mehr alle erhalten geblieben. Auch der Park mit seinen verschlungenen Wegen und versteckten Teichen ist erst teilweise wieder hergerichtet worden. Das Gebäude selbst trug bis vor wenigen Monaten noch den „beinharten Grauputz“, sagte Architekt Jürgen Göttsch. „Im Keller stand jedes Jahr drei Monate das Wasser kniehoch und insgesamt hatte das Schloss mit dem historischen Bau nicht mehr viel im Sinn.“ Außerdem hatten Wohnungen für Flüchtlinge, ein Kindergarten, Turnhalle und Dorfladen den alten Grundriss erheblich verändert.

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