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Glienicker Brücke

© dpa

Mauerfall: Ständchen auf der Agentenbrücke

Am 10. November 1989 war der Weg frei zwischen Potsdam und Berlin: 20 Jahre danach wurde gefeiert.

Potsdam - Um 18 Uhr fuhren sie damals zur Glienicker Brücke, in ihrem blauen Trabant. Genau zwanzig Jahre später stehen Steffen und Petra Rüsike wieder auf der Brücke und feiern – mit tausenden anderen, beim Mauerfallfest, das auf dem Bauwerk traditionell einen Tag nach dem 9. November begangen wird. Im Schritttempo überquerten Rüsikes damals das Bauwerk, ihr Wagen war der zweite, der die gerade geöffnete Grenze passieren durfte. Bis Zehlendorf fuhren sie 1989, ungläubig, staunend, dann drehten sie überwältigt wieder um.

Erst am 10. November 1989 war für tausende Zehlendorfer und Potsdamer die Mauer so richtig offen. An jenem Tag, um 18 Uhr, war der Weg wieder frei über die Glienicker Brücke, das bestimmende Bauwerk zwischen Berlin und Potsdam. „Die Fahrzeuge stauten sich bis zurück in die Potsdamer Innenstadt“, schrieb der Tagesspiegel an jenen Tagen.

„Es war der Abend, an dem das Wort ,Wahnsinn’ Karriere gemacht hat“, erinnert sich der Branderburger Landtagspräsident Gunter Fritsch bei den Feierlichkeiten und mahnt: „Wir sollten die große Freude von 1989 nicht vergessen.“ Die Glienicker Brücke, einst Ort und Zeichen der Teilung, sei nun zum Ort der Wiedervereinigung geworden.

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Generalprobe im strömenden Regen. Schon am Tag zuvor wurde für das Fest geübt – und so mancher brachte trotz der Kälte sogar ein Gläschen Sekt mit. Foto: ddp

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Eigens für das Fest war das Bauwerk hübsch geschmückt worden. Fast schon geheimnisvoll wirkten die blauen Lichtbänder, die das Stahlskelett am Dienstagabend überspannten. Fünf Kilometer Kabel, über 350 Scheinwerfer, Lautsprecher und zwei große Videoleinwände gehörten zur Austattung. Zwischen den Brückenköpfen wurde ein 130 Meter langer Laufsteg zusammengeschraubt. Darauf spielten russische und US-Kapellen, rundum feierten Potsdamer und Berliner. Zu Gast war auch Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit, der all jenen dankte, die damals auf die Straße gingen, „damit es uns allen heute besser geht“. Unter den Feiernden waren jedoch auch einige, die gegen die rot-rote Politik des Ministerpräsidenten Matthias Platzeck demonstrierten. Eigentlich sei der heutige Tag ein Feiertag, sagt Torsten Kalweit aus Potsdam. Doch wegen der aktuellen Politik sei ihm anders zumute. Die Täter seien wieder in der Regierung. Platzeck selbst nahm wegen einer Bronchitis nicht an der Feier teil.

Im Mittelpunkt des Festes stand denn auch die Historie des legendären Ortes. Ein filmischer Geschichtsabriss führte vom ersten Holzbohlen-Bau im 17. Jahrhundert über den Schinkel-Entwurf 1834 als Bestandteil des königlichen Wegs zwischen Berlin und Potsdam bis zum Ort des Agentenaustauschs zwischen Ost und West im Kalten Krieg.

Kay Grimmer

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