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Brandenburg: Mit Bombodrom sollen 800 Soldaten kommen – falls alle Prozesse gewonnen werden

Trotz der Sparpläne stellt die Bundeswehr Wittstock nun doch wieder eine Garnison in Aussicht

Wittstock. Die Bundeswehr hat die Pläne für den Neubau einer großen Garnison in Wittstock doch noch nicht aufgegeben. Entsprechende Aussagen des Staatssekretärs im Bundesverteidigungsministerium, Walter Kolbow, bestätigte gestern die BundeswehrPressestelle. „Wenn die laufenden Prozesse um den Truppenübungsplatz gewonnen werden, dann wird es eine militärische Nutzung geben. Dazu werden 800 Soldaten gehören“, sagte Kolbow demnach in einem Radio-Interview. Damit bekräftigte er das schon vor Jahren gegebene Versprechen: Für die Belastungen durch die Tiefflugübungen über dem westlich von Wittstock geplanten „Bombodrom“ erhält die Stadt zum Ausgleich eine Garnison.

Davon hatte Wittstocks Bürgermeister Lutz Scheidemann (FDP) seine Zustimmung zum Bombenabwurfplatz bisher stets abhängig gemacht. Er erhoffte sich durch die Bundeswehr mindestens 150 zivile Jobs, Aufträge für das örtliche Handwerk sowie die Vermietung vieler leer stehender Wohnungen in der 12 000 Einwohner zählenden Stadt. Nach Veröffentlichung des Sparkonzeptes durch Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) Anfang Januar hatte der Bürgermeister jedoch ernste Zweifel am Bau einer Garnison geäußert. Wenn die Bundeswehr die Schließung von 100 Standorten ankündigt, werde sie kaum in Wittstock einen Neubau finanzieren, mutmaßte er. Jetzt wartet man im Rathaus von Wittstock erst einmal auf eine konkretere Zusage der Bundeswehr.

Eine juristische Entscheidung über den 12 000 Hektar großen Übungsplatz zwischen Wittstock, Rheinsberg und Neuruppin ist in Kürze ohnehin nicht zu erwarten. Mehrere Kommunen klagen gegen den Eingriff in ihre Selbstverwaltung durch den Übungsbetrieb. In der vergangenen Woche errang erstmals ein Hotelier an der Landesgrenze zwischen Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern einen Sieg vor Gericht. Er hatte gesundheitliche Schäden durch die Lärmbelästung der Tiefflüge für Personal und Gäste geltend gemacht und eine einstweilige Verfügung gegen das Bombodrom durchgesetzt. Die Bundeswehr will dagegen wie gegen alle anderen Entscheidungen zugunsten der Gemeinden Beschwerde einlegen. Das Areal sei unverzichtbar für Übungen.

Unterdessen wächst der Widerstand gegen eine weitere militärische Nutzung des in den fünfziger Jahren von den russischen Streitkräften beschlagnahmen Geländes. Gestern Abend berieten in Neuruppin erstmals Touristik-Unternehmer, Landwirte und Naturschützer aus Nordbrandenburg und aus dem Müritz-Nationalpark im benachbarten Mecklenburg-Vorpommern über Folgen eines ständigen Übungsbetriebes. Sie befürchten den Verlust von mehreren tausend Arbeitsplätzen durch das Wegbleiben von Urlaubern und Tagesausflüglern. ste

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