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Brandenburg: Mit Prämien um Schüler kämpfen

Potsdam. Der Überlebenskampf märkischer Schulen nimmt nach Ansicht der PDS-Opposition inzwischen „perverse Züge“ an.

Potsdam. Der Überlebenskampf märkischer Schulen nimmt nach Ansicht der PDS-Opposition inzwischen „perverse Züge“ an. Bedrohte Schulstandorte versuchen zunehmend, „Schüler zu kaufen“, um so die vorgeschriebene Jahrgangsstärke von 40 Schülern zu erreichen, sagte die PDS-Bildungsexpertin Gerrit Große gestern in Potsdam. So würden in der Gemeinde Woltersdorf bereits Schüler mit Laptops geködert. Krassestes Beispiel sei jetzt die Gemeinde Wusterwitz nahe der Stadt Brandenburg, wo trotz massiven Zuzugs in den prosperierenden Ort die Gesamtschule schließen soll. Um das zu verhindern, so Große, sollen die drei fehlenden Schüler mit „einer Lehrstellengarantie gekauft“ werden.

„Fehlende Vorgaben und unerledigte Hausaufgaben der Landesregierung führen zu solchem Wildwuchs“, bestätigte Günther Fuchs, Landesvorsitzender der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft. „Die Regierung hat kein Konzept für Schulen im ländlichen Raum.“ Es mache eben keinen Sinn, eine Schule an drei fehlenden Schülern scheitern zu lassen. Hintergrund der „grotesken Auswüchse“, die Große anprangert: Nach den Grundschulen erreicht das „Schulsterben“ infolge sinkender Kinderzahlen in den nächsten Jahren die weiterführenden Schulen in dünnbesiedelten Gegenden: Von den 435 Gesamtschulen und Gymnasien können ab 2003 nach offiziellen Angaben des Bildungsministeriums die Hälfte nicht die geforderte Größe von 40 Schülern der neuen 7. Klassen gewährleisten, so dass sie in den kommenden Jahren geschlossen werden.

Die PDS-Bildungspolitikerin warf SPD-Bildungsminister Steffen Reiche vor, er habe eine „gestörte Wahrnehmung“ der Probleme an den Schulen. Allerdings geht auch die PDS davon aus, dass angesichts der demographischen Entwicklung das Schulsterben nicht zu verhindern ist. „Im ländlichen Raum läuft alles auf eine einheitliche Schule hinaus, egal wie man sie nennt.“ Deshalb begrüßt die PDS den jüngsten bildungspolitischen Vorstoß der SPD-Fraktion für die neunjährige Regelschule – die beim Koalitionspartner CDU auf Widerspruch stößt.

Brandenburg ist bereits mit einer sechsjährigen Grundschule bundesweit eine Ausnahme. Trotzdem ist damit zu rechnen, so Große, dass das Land beim demnächst vorliegenden Pisa-Ländervergleich nicht sonderlich gut abschneidet. Thorsten Metzner

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