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Brandenburg: Morddrohungen in Horno: Situation verschärft im Dorf, das vom Bagger bedroht ist

Die Lage in dem von der Abbaggerung bedrohten Dorf Horno in der Niederlausitz hat sich erneut zugespitzt. Einwohner berichteten gestern von telefonischen Beschimpfungen und Morddrohungen.

Die Lage in dem von der Abbaggerung bedrohten Dorf Horno in der Niederlausitz hat sich erneut zugespitzt. Einwohner berichteten gestern von telefonischen Beschimpfungen und Morddrohungen. Daraufhin erstattete der Chef des ehrenamtlichen Ortsvorstandes, Bernd Siegert, Anzeige gegen unbekannt. Das Cottbuser Polizeipräsidium bestätigte den Eingang der "Anzeige wegen des Verdachtes auf Bedrohung".

Wenn die Hornoer ihre Meinung nicht ändern sollten, so müssten sie damit rechnen, dass die Häuser angezündet würden. So schilderte Bernd Siegert gegenüber "Antenne Brandenburg" einen anonymen Telefonanruf. Nachdem der Beitrag am gestrigen Vormittag vom Sender ausgestrahlt worden sei, habe erneut das Telefon im Haus geklingelt, berichtete der Vorsitzende des Ortsvorstandes. Sein Großvater sei von dem Anrufer als "sorbische Sau" beschimpft worden.

Hornoer Bürger reichten unterdessen Verfassungsbeschwerde gegen die Abweisung eingelegter Rechtsmittel gegen die bergrechtliche Genehmigung für den Tagebau Jänschwalde ein. In der Verfassungsbeschwerde werde geltend gemacht, dass die Rahmenbetriebsplanzulassung die Grundrechte der Hornoer nicht berücksichtigt habe, teilte der anwaltliche Vertreter der Hornoer, Dirk Teßmer, am Dienstag mit.

Wie berichtet, steht seit Donnerstag der große Bagger an einem Waldstück kurz vor der Ortsgrenze still. Ein Hornoer hatte vor dem Cottbuser Verwaltungsgericht erfolgreich Klage gegen die bevorstehende Enteignung erhoben. Das Bergbau-Unternehmen Laubag schickte 66 Kumpel in die Kurzarbeit. Falls das 350 Einwohner zählende Dorf an der polnischen Grenze ab 2003 nicht abgebaggert werden kann, befürchtet die Region den Verlust von 4000 Arbeitsplätzen im Tagebau und in dem Kohlekraftwerk Jänschwalde. Bundeskanzler Gerhard Schröder hatte sich bei seinem Blitzbesuch an der Mahnwache der Bergleute für den weiteren Abbau der Braunkohle ausgesprochen. Er appellierte an das Oberverwaltungsgericht, zügig über die Beschwerden gegen das Urteil der Cottbuser Juristen zu entscheiden.

Einwohner von Horno wehrten sich gestern dagegen, einseitig zum Sündenbock abgestempelt zu werden. Es habe schließlich ein Gerichtsurteil gegeben, erklärte Pfarrerin Dagmar Wellenbrink-Dudat. In einer Demokratie müsse das akzeptiert werden. Die Ängste der Arbeiter und die der Einwohner dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden. An jedem zweiten und vierten Sonntag solle es künftig eine Mahnandacht geben, kündigte die Pfarrerin an.

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