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Brandenburg: MTU Aero Engines: "Ein Beispiel für den Aufschwung Ost"

Dort, wo früher der Plattenbau eines ehemaligen Bürotraktes stand, ist in kürzester Zeit eine moderne Produktionshalle entstanden. Ihren Spitznamen hat sie schon weg, er steht auf dem großen Schlüssel, den Architektin Roxana Baumann dem Werksleiter Gerhard Willi Reiff überreicht.

Dort, wo früher der Plattenbau eines ehemaligen Bürotraktes stand, ist in kürzester Zeit eine moderne Produktionshalle entstanden. Ihren Spitznamen hat sie schon weg, er steht auf dem großen Schlüssel, den Architektin Roxana Baumann dem Werksleiter Gerhard Willi Reiff überreicht. "Tante Ju" steht dort, und tatsächlich, die wellenförmige Außenverkleidung des Neubaus erinnert irgendwie an den legendären "Wellblechbomber".

Keine Flugzeuge, aber deren Triebwerke werden in Ludwigsfelde gebaut. Gestern feierte die MTU Aero Engines GmbH in Anwesenheit von Bundespräsident Johannes Rau zehnjähriges Werks-Jubiläum - auch mit der Eröffnung der neuen Montagehalle. Hier werden mit dem TP400-Turboprop künftig die Antriebe des neuen Airbus A400M-Militärtransporters endmontiert. Vier davon braucht jedes der bisher 212 bestellten Flugzeuge. Auch Triebwerkskomponenten für den Super-Jumbo A380 werden bald in Ludwigsfelde vom Band rollen. Bis 2010 soll sich die Mitarbeiterzahl von gegenwärtig 440 auf rund 1000 erhöht haben.

Dabei schien es nach der Wende mit dem Traditionsstandort zunächst bergab zu gehen. Bereits ab 1936 unterhielt Daimler-Benz in Ludwigsfelde ein Flugmotorenwerk. Zu DDR-Zeiten setzte hier der VEB Industriewerke mit zuletzt 900 Beschäftigten die Triebwerke von der NVA-Flugtechnik instand. 1991 erwarb die zum Daimler-Chrysler-Konzern gehörende MTU das Unternehmen von der Treuhand. Es folgten harte Zeiten für die Mitarbeiter: Wegen der langwierigen Umrüstung von russischer Militär- auf westliche Ziviltechnik und einer wirtschaftlichen Flaute blieben Aufträge aus, in vier Jahren schrumpfte die Firma auf 270 Mitarbeiter zusammen.

Mitte der 90er Jahre wendete sich das Blatt, schon 1996 ging es steil bergauf. Heute wird in Ludwigsfelde fast jede dritte der Industrieturbinen gewartet, die weltweit etwa auf Ölbohrplattformen zur Energiegewinnung dienen. Für einen US-Kunden werden die Triebwerke von Jets und Hubschraubern aus Europa, Afrika und dem Mittleren Osten überholt. Dazu kommt die Produktion von Niederdruckturbinen für die Düsenantriebe von Airbus- und Boeing-Verkehrsflugzeugen. Der Jahresumsatz hat sich seit 1995 auf 85 Millionen Euro vervierfacht, seit 1998 werden schwarze Zahlen geschrieben.

Inzwischen werden Arbeitskräfte gesucht. Weil die Qualifikation ausschlaggebend ist, hat MTU bereits 104 als ABM-Kräfte beschäftigte Langzeitarbeitslose weitergebildet und in feste Arbeitsverhältnisse übernommen. Gestern trat das Unternehmen der unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten stehenden Ausbildungs-Initiative bei. Bis 2003 wird die Zahl von derzeit 20 Azubis auf 60 erhöht. Geplant ist ferner, mit anderen Firmen in Ludwigsfelde ein Aus- und Weiterbildungszentrum mit 100 Plätzen einzurichten. "Ein Beispiel, was Aufschwung Ost bedeutet", lobt Wirtschaftsminister Wolfgang Fürniß. Und MTU-Aufsichtsratschef Manfred Bischoff weiß heute: "Die vor zehn Jahren getroffene Entscheidung war richtig: Der Himmel über Ludwigsfelde hat Tradition und Zukunft".

Rainer W. During

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