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Brandenburg: Mut zum Spaßbad hat sich ausgezahlt

Es gibt doch noch erfreuliche Meldungen aus dem Brandenburger Wirtschaftsleben: 500 000 Besucher im Thermalbad Templin. So viele Menschen stürzten sich seit der Eröffnung im November 2000 in die heißen Fluten, auf die langen Rutschen und in die dampfenden orientalischen Saunalandschaften.

Es gibt doch noch erfreuliche Meldungen aus dem Brandenburger Wirtschaftsleben: 500 000 Besucher im Thermalbad Templin. So viele Menschen stürzten sich seit der Eröffnung im November 2000 in die heißen Fluten, auf die langen Rutschen und in die dampfenden orientalischen Saunalandschaften. Das sind mindestens 150 000 verkaufte Tickets über dem Plan. Dabei zählt das in den vergangenen Jahren liebevoll herausgeputzte brandenburgische Städtchen nur 10 000 Einwohner.

Die rund 30 Millionen Euro teure Anlage zieht Menschen aus dem ganzen Land und vor allem aus Berlin an, wo es so einen Gesundheits- und Spaßtempel nicht einmal in Ansätzen gibt. Die Konkurrenten liegen zwar weit genug entfernt: Bad Saarow im Südosten und Bad Wilsnack im Nordwesten. Doch das erklärt noch nicht den beachtlichen Erfolg.

Es gehörte schon viel Mut dazu, ein derartiges Vorhaben in den städtischen Haushalt aufzunehmen. Den Kritikern fehlte es nicht an Argumenten: hohe Arbeitslosigkeit, kein Kurort mit langen Traditionen, schlechte Zugverbindung nach Berlin, kein Geld für andere Vorhaben, zu große Dimensionen, kaum Tourismus im Winter. Fast in jedem Ort mit solchen oder anderen Ambitionen sind derartige Bedenken noch heute laut zu vernehmen.

Nach der überraschenden Erfolgsbilanz von Templin gehört ein großes Fragezeichen dahinter. Viele Menschen geben im Vergleich zu zurückliegenden Jahren für ihre Gesundheit eher mehr als weniger Geld aus. Sie mögen die anfangs heftig umstrittene Kombination zwischen Gesundheits- und Spaßbad und nehmen dafür einen immerhin zweistündigen Anfahrtsweg in Kauf. Denn am Ort erwartet sie nicht nur warmes Thermalwasser.

Die Stadtbusse verkehren kostenlos, es gibt ab März wieder die Draisinenfahrten auf einer stillgelegten Eisenbahnstrecke und zahlreiche Ausflugsziele in der traumhaften Umgebung runden das Angebot ab. Die Gastronomie und die Hotellerie könnten zwar noch einen kräftigen Schub vertragen. Aber das scheint angesichts der steigenden Nachfrage nur eine Frage der Zeit zu sein. Auch das Thermalbad selbst mausert sich mit Tanz und Prominenten-Gesprächsrunden zum kulturellen Mittelpunkt. Die Deutsche Bahn bietet ein preiswertes "Thermen-Ticket" an. Jetzt müsste nur noch die Reisezeit verkürzt werden.

Der Erfolg sollte anderen Orten Mut machen. Die Havelstadt Werder kämpft noch um Fördermittel für ihr Erlebnisbad mit griechischen Zügen. Im Spreewald scheint das Projekt eines Eventparkes nach niederländischem Vorbild endlich voranzukommen. Doch noch gibt es genügend weiße Flecken im Land ohne Gewinn bringende Attraktionen. Es muss ja nicht immer ein Riesenbad sein, um Touristen anzulocken. Die schon mehrere Kilometer lange Skaterbahn bei Luckenwalde könnte so ein Anziehungspunkt sein, wenn endlich auch die Infrastuktur am Rande des Asphaltbandes stimmen würde. Das einzige Restaurant mit Ausleihstation ist allerdings in der Sommersaison hoffnungslos überfordert. Skeptikern sei an den kommenden Wochenenden ein Ausflug nach Templin empfohlen.

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