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Brandenburg: Mutmaßliche Mörder gehören zur Nazi-Szene

Staatsanwalt zweifelt nicht am rechtsextremen Hintergrund der grausamen Tötung von Marinus S.

Potzlow. An den Wänden hängen Fototafeln mit Bildern von Hitler, Frontsoldaten und Nazi-Größen. Im CD-Regal liegen Aufnahmen mit fremdenfeindlichen Inhalten und über dem Sessel hängt ein T-Shirt mit Hakenkreuz, SS-Runen und der Aufschrift „Gegen Lings". Schon vor einigen Wochen stieß die Polizei bei der Durchsuchung des Zimmers vom 17-jährigen Marcel Sch. aus Potzlow in der Uckermark auf zahlreiche derartige Utensilien. Damals ahnten die Beamten noch nichts von der schrecklichen Tat, die bereits am 12. Juli dieses Jahres in Potzlow geschehen war. Marcel Sch. soll damals zusammen mit seinem sechs Jahre älteren Bruder und dem 17-jährigen Sebastian E. den befreundeten Marinus S. aus dem Nachbardorf Gerswalde getötet und die Leiche in einer Jauchegrube verscharrt haben.

„Am rechtsextremistischen Hindergrund der Tat gibt es keinen Zweifel", sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Gert Schnittcher in Neuruppin. Nur weil das Opfer blondierte Haare und eine Hip-Hop-Hose trug, habe es sterben müssen. Der älteste der drei Täter wird von den Ermittlern sogar zum aktiven Kern der rechten Szene in der Uckermark zugerechnet. Erst kurze Zeit vor dem Mord in Potzlow hatte er eine Gefängnisstrafe wegen Körperverletzung, Autodiebstahl und Verwenden von Nazi-Symbolen abgesessen. Vier Wochen nach der Tat überfiel er einen afrikanischen Asylbewerber dunkler Hautfarbe. Seitdem ist er wieder in Haft.

„Er muss bei einer Verurteilung wegen Mordes mit einer lebenslangen Haftstrafe rechnen", sagte Oberstaatsanwalt Schnittcher. „Für die beiden Jugendlichen ist das Strafmaß auf zehn Jahre begrenzt.“ Er schätzt die Zahl von aktiven Rechtsextremen zwischen Angermünde, Prenzlau und Schwedt auf etwa 30 bis 35 Personen. Unberechenbar seien aber die Mitläufer. Das 17-jährige Opfer von Potzlow wurde von seinen Peinigern auch als „Jude“ beschimpft. „Das hat in der rechten Szene eine klare Bedeutung, nämlich: Du hast kein Recht zum Leben", erklärt Wolfram Hülsemann vom Aktionsbündnis gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit. Dahinter stecke die Ideologie von der Ungleichwertigkeit der Menschen. Als geistiger Kopf der rechtsextremen Jugendszene gilt die NPD. Antifaschistische Gruppen rechnen bis heute einen Mord, der 1997 in der Nähe von Potzlow geschah, der rechten Szene zu. Ein Sozialarbeiter war mit einem Baseballschläger erschlagen worden. Das Gericht stellte keinen rechtsextremen Hintergrund fest, sondern einen „Streit unter zwei Männern unter Alkoholeinfluss mit tödlichem Ausgang“.

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