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Brandenburg: Mutmaßlicher Anstifter in Dolgenbrodt verhaftet

Blumenhändler soll im Herbst 1992 Jugendliche zum Anzünden eines leeren Ausländerheimes angeworben haben VON CLAUS-DIETER STEYERMehr als vier Jahre nach dem Brandanschlag auf das damals bezugsfertige Asylbewerberheim in Dolgenbrodt südöstlich Berlins ist ein Einwohner des 270-Seelen-Dorfes wegen des Verdachts der Anstiftung festgenommen worden.Die Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) wirft dem 40jährigen Blumenhändler Thomas O.

Blumenhändler soll im Herbst 1992 Jugendliche zum Anzünden eines leeren Ausländerheimes angeworben haben VON CLAUS-DIETER STEYER

Mehr als vier Jahre nach dem Brandanschlag auf das damals bezugsfertige Asylbewerberheim in Dolgenbrodt südöstlich Berlins ist ein Einwohner des 270-Seelen-Dorfes wegen des Verdachts der Anstiftung festgenommen worden.Die Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) wirft dem 40jährigen Blumenhändler Thomas O.vor, den Jugendlichen Silvio J.für die Tat in der Nacht zum 1.November 1992 angeworben und ihm 2000 Mark gezahlt zu haben.Silvio J.war Anfang vergangenen Jahres wegen Anzündung des Heimes aus rassistischen Motiven zu einer zweijährigen Jugendstrafe verurteilt worden, die für drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt wurde. Auch nach dem Anschlag soll der verurteilte Rechtsradikale wiederholt Geldbeträge als sogenanntes Schweigegeld von Thomas O.erhalten haben.Außerdem habe der Mann im Strafverfahren gegen Silvio J.falsche Angaben über die Umstände des Tatgeschehens gemacht.Das Amtsgericht Frankfurt (Oder) hat auf Antrag der Staatsanwaltschaft schon am Dienstag Haftbefehl erlassen. Dolgenbrodt war nach dem Brand des einstigen Kinderferienlagers, in das 90 afrikanische Asylbewerber für vorerst sechs Monate einziehen sollten, auch außerhalb der Bundesepublik in die Schlagzeilen geraten.Silvio J.hatte in der Gerichtsverhandlung mehrere Dorfbewohner beschuldigt, drei rechtsradikalen Jugendlichen Geld für den Anschlag gezahlt zu haben.Konkret führte er die Polizei auf die Spur im Dolgenbrodter Gasthof. Hier soll sich eine Woche vor dem Brand eine Art Geheimbund getroffen haben.Dabei sei es sowohl um Geld für sich anbietende Täter als auch um die Blockade der Zufahrtswege zum Heim für die Feuerwehr durch Baumstämme gegangen sein, sagte Silvio J.Bei dem Anschlag brannte das einstöckige Gebäude bis auf die Grundmauern ab.Alle Tatverdächtigen sowie die befragten Dolgenbrodter Bürger wiesen jede Schuld von sich. In dem idyllisch an der Dahme gelegenen Ort hatten lange vor dem beabsichtigten Einzug der Asylbewerber viele Einwohner gegen die Ausländer protestiert.Auf Versammlungen war direkt das Abfackeln des Heimes verlangt worden.Das Grundstück des jetzt festgenommenen Blumenhändlers O.grenzte unmittelbar an das geplante Asylbewerberheim.In anonymen Schreiben an die Frankfurter Staatsanwaltschaft war O.persönlich beschuldigt worden, "Schweigegeld" an eine unbekannte Adresse geschickt zu haben. In der Zeugenvernehmung vor dem Landgericht Frankfurt (Oder) hatte Thomas O.alle Behauptungen, er sei an Aktionen gegen das Heim beteiligt gewesen, als "völligen Quatsch" bezeichnet. Er sei zwar wie die meisten Dorfbewohner gegen die Aufnahme von Asylbewerbern in der Gemeinde gewesen und habe auch seinen Namen auf eine entsprechende Unterschriftenliste gesetzt.Aber er habe niemanden angestiftet.Allerdings mußte er nach hartnäckigem Nachfragen der Staatsanwaltschaft zugeben, im August und September 1992 mehrmals mit Silvio J.telefoniert zu haben.Aus Mangel an Beweisen mußte das Ermittlungsverfahren gegen den Blumenhändler schließlich eingestellt werden. Der Ende Januar 1996 beendete Prozeß gegen J.war bereits das zweite Verfahren gegen den 23jährigen, der der Skinheadszene zuzurechnen war.In einem ersten Prozeß vor dem Landgericht Potsdam war der Angeklagte aus Mangel an Beweisen freigesprochen worden.Der Bundesgerichtshof hob das Urteil jedoch auf.Das Landgericht Frankfurt (Oder) befand Silvio J.für schuldig, das Asylbewerberheim in Dolgenbrodt angezündet zu haben.Er selbst hatte die Tat bis zuletzt geleugnet.Dem zur Tatzeit 18 Jahre alten Angeklagten bescheinigte das Gericht in seinem Urteil vor allem Unreife.Er habe in der rechtsradikalen Szene seiner Heimatstadt Königs Wusterhausen, nicht weit von Dolgenbrodt entfernt, mit der Tat Anerkennung gewinnen wollen.

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