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Nach Unglück in Wünsdorf: Tod eines Mädchens bleibt folgenlos für Bahn

Nach dem Unglück in Wünsdorf konzentrieren sich die Ermittlungen auf einen Angestellten. Die 15-Jährige war im Dezember 2010 auf dem nur zwei Meter breiten Bahnsteig gestrauchelt und von einem Zug erfasst worden.

Wünsdorf - Das Unglück auf dem Bahnhof Wünsdorf, bei dem ein 15-jähriges Mädchen ums Leben kam, hat keine strafrechtlichen Folgen für die Deutsche Bahn. Das sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Potsdam. Die 15-Jährige war im Dezember 2010 auf dem nur zwei Meter breiten Bahnsteig gestrauchelt und von einem Zug erfasst worden.

Die Staatsanwaltschaft hat nach eigenen Angaben die baulichen Gegebenheiten und die Sicherheit auf dem Bahnsteig intensiv untersucht. Kurz nach dem Unfall war sogar ein Polizeihubschrauber im Einsatz, von dem der Unglücksort vermessen wurde. Ein Verstoß der Bahn gegen Sicherheitsvorschriften konnte dabei nicht festgestellt werden, heißt es bei der Staatsanwaltschaft.

Allerdings muss sich ein Bahnmitarbeiter wohl vor Gericht verantworten. Die Ermittlungen gegen ihn wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung stehen kurz vor dem Abschluss. Im Januar hatte die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen gegen den Eisenbahner damit begründet, dass er  „zur Gefahrenabwehr für eventuell gefährdete Personen an und auf dem Bahnsteig nicht das Erforderliche veranlasst hat“. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, warum das Mädchen und ein anderer Fahrgast, der später Zeuge des Unglücks wurde, auf den schmalen Bahnsteig gelassen wurden, obwohl es Zugverkehr gab. Normalerweise verhindert eine von der Bahnhofsaufsicht zu bedienende Tür den Zutritt. Dem Vernehmen nach soll sich der zuständige Eisenbahner mit zwei Kollegen unterhalten haben und schlicht vergessen haben, das Tor zu schließen. Brücken oder Unterführungen gibt es hier nicht.

So wartete die 15-Jährige auf die Einfahrt ihres verspäteten Zuges nach Berlin, während ein anderer die Station ohne Halt mit Tempo 120 durchfuhr. Dabei soll sich das Mädchen so erschrocken haben, dass es einen Schritt rückwärts machte – und auf der anderen Bahnsteigseite vom ebenfalls mit Tempo 120 fahrenden Vogtland-Express erfasst wurde. Diesen Hergang hatte der Zeuge der Polizei geschildert.

Nach Angaben der Mutter des getöteten Mädchens ist der Bahnhof nicht viel sicherer geworden. Zwar wurden einige Spiegel angebracht, die dem Fahrdienstleiter aus seinem Raum die Sicht erleichtern sollen. Auch ein Warnschild hängt nun tiefer gehängt. Doch der Bahnsteig selbst ist nicht verändert worden. Bei dem für den Regionalverkehr zuständigen Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg  hieß es, dass es keine rechtliche Handhabe gebe, die Bahn zum Umbau des Bahnhofs zu zwingen.

Gemeldet hat sich die Bahn bei der Mutter bislang nicht. Worte des Mitgefühls oder gar eine Entschuldigung – Fehlanzeige. „Nun kann ich drauf verzichten“, sagte die Frau bitter. „Ich möchte aber den zuständigen Eisenbahner vor Gericht sehen.“ Ihre Tochter könnte heute noch leben, wenn die Missstände auf diesem Bahnhof nicht existiert hätten, hatte die Mutter bereits kurz nach dem Unglück gesagt. Mittlerweile hat sie sich einem Verband von Eltern von der Bahn getöteter Kinder angeschlossen. Dieser fordert unter anderem mehr Zäune und Absperrungen an Gleisen und Bahnsteigen. Ha

Informationen zum Verband unter

www.eisenbahnsicherheit.de

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