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Nahverkehr: S-Bahn schickt Züge nicht zum Tüv

Ähnlich wie Autos alle zwei Jahre zum Tüv müssen, werden auch bei S-Bahnen in regelmäßigen Abständen Prüfungen durchgeführt. Bei der Berliner S-Bahn werden die Werkstattfristen verlängert – mit Ausnahmegenehmigung.

Berlin - Erst ließ die S-Bahn Züge mit unfallgefährdeten Rädern länger laufen, als der Aufsichtsbehörde zugesagt war – und jetzt werden nach Tagesspiegel-Informationen auch die vorgesehenen regelmäßigen Untersuchungsfristen verlängert; mit einer Ausnahmegenehmigung aus dem eigenen Haus. Nach den Vorschriften sei dies möglich, sagte S-Bahn-Sprecher Ingo Priegnitz. Ein Sicherheitsproblem gebe es dadurch nicht.

Ähnlich wie Autos in vorgeschriebenen Fristen zum Tüv müssen, sind auch bei den Bahnen Prüfungen zu festgelegten Zeitpunkten erforderlich. Sie können derzeit aber nicht vorgenommen werden, weil die Werkstätten voll mit dem Austausch von Rädern beschäftigt sind, die ihre vorgesehene Laufleistung ebenfalls überschritten haben. 100 Fahrzeuge der neuesten Baureihe 481 mussten deshalb zum Wochenende aus dem Betrieb genommen werden, nachdem das Eisenbahn-Bundesamt das Überziehen der Frist festgestellt hatte. Weil nun Fahrzeuge fehlen, sind derzeit auf fast allen Linien Züge mit weniger Wagen unterwegs als sonst. Dass selbst auf der Stadtbahn, wo zwischen Westkreuz und Ostbahnhof bereits die sonst üblichen Acht-Wagen-Züge in der Hauptverkehrszeit sehr voll sind, auch nur Vier-Wagen-Züge unterwegs waren, sei im Betrieb üblich, sagte Priegnitz.

Wer in die verkürzten Züge einsteigen wollte, hatte oft Pech. Wie Marcel B., der am Morgen auf dem Bahnhof Savignyplatz keine Chance hatte, sich und sein Fahrrad in den Zug Richtung Wartenberg zu zwängen. B. musste zurückbleiben, hatte aber Glück, dass der nächste Zug nicht so voll war.

Meist fuhren die Bahnen mit sechs statt mit acht Wagen und dazwischen wiederum mit acht. Verlassen konnten sich die Fahrgäste hier auf nichts. Wie lange der Betrieb so eingeschränkt bleibt, ist ungewiss. S-Bahn-Chef Tobias Heinemann hat zwar angekündigt, dass sich beim Austausch der Räder an den 100 Wagen die Lage zur Wochenmitte entspannen wird, doch der Wagenmangel bleibt auch danach noch vorhanden.

Dann müssen die Züge, deren Fristen jetzt verlängert worden sind, in die Werkstatt. Und weil kleinere Reparaturen, zum Beispiel an defekten Türen, derzeit kaum ausgeführt werden können, gibt es auch hier einen Nachholbedarf. Weil es keine Werkstattkapazitäten gibt, bleiben solche Fahrzeuge oft im Einsatz. Dann ist zwar ein Zug mit sechs Wagen unterwegs, bei dem aber Wagen wegen einer Störung abgeschlossen sind.

Selbst Fahrzeuge, die aus einer Werkstatt gekommen sind, sind abgestellt, weil noch erforderliche Arbeiten nicht ausgeführt werden können. So ließ die S-Bahn, die mehrere Werkstätten stillgelegt hat, Bahnen mit Rissen im Boden bei der Bahn AG in Wittenberge reparieren. Die komplizierte Verkabelung in den reparierten Wagen muss jetzt aber in Berlin nachgearbeitet werden, was bei der Kalkulation nicht berücksichtigt gewesen sei, wie Betriebsratschef Heiner Wegner moniert.

Die Vergabe an andere Werkstätten sei „schöngerechnet“ worden. Wegner fordert, Werkstätten der S-Bahn wieder zu öffnen und auf die ebenfalls erwogene Schließung der Hauptwerkstatt in Schöneweide zu verzichten.

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