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Natur: Wölfe nähern sich Berlin

Der Wolf findet offenbar Gefallen an der Umgebung Berlins: In der Lausitz und im Fläming wurden Rudel entdeckt. Auch in Jüterborg leben Jungtiere.

Beobachtet wurden jüngst nicht nur Einzelexemplare, die auf der Suche nach neuen Revieren die Wälder rund um die Hauptstadt durchstreifen. Es siedeln sich inzwischen ganze Familien mit reichlich Nachwuchs in südlicher, südwestlicher und westlicher Richtung an. Zwar sind deren Lebensmittelpunkte noch zwischen 80 und 120 Kilometer von der Berliner Stadtgrenze entfernt, doch ein Wolf legt auf der Nahrungssuche bis zu 60 Kilometer täglich zurück.

„In der Südlausitz lebt jetzt ein neues Rudel“, sagte Brandenburgs Agrarminister Dietmar Woidke (SPD) gestern. „Ein beherzter Revierförster zückte im richtigen Augenblick sein Handy und machte zwei Fotos von spielenden Welpen.“ Experten des wildbiologischen Büros „Lupus“ seien deshalb gleich in das Tagebaugebiet in der Nähe von Senftenberg gefahren. Vor zwei Tagen stießen sie ebenfalls auf die Wolfsfamilie. „Vier Welpen gehören zu diesem Rudel.“ Möglicherweise haben sich diese sechs Wölfe aus dem nahen Sachsen nach Norden abgesetzt. Dort hatten sich vor einem Jahrzehnt die ersten Wölfe nach ihrer faktischen Ausrottung vor 150 Jahren auf recht unsanfte Weise bemerkbar gemacht. Sie rissen bei Tierhaltern unweit der sächsisch-brandenburgischen Landesgrenze mehrere Schafe und verängstigten die Anwohner.

Im Jahr 2000 wurde der erste Wolf wieder in Brandenburg angesiedelt. Das auf „Naum“ getaufte Exemplar löste eine erstaunliche Sympathiewelle aus. Nachdem aber später wiederholt Fotos von gerissenen Schafen und Hirschen veröffentlicht worden waren, wandelte sich die Einstellung der Menschen. Im Süden Brandenburgs lebt in der Zschornoer Heide bei Bad Muskau schon seit 2007 ein Wolfspaar, allerdings ohne Nachwuchs.

Fotofallen bestätigten jetzt im Fläming auf dem Truppenübungsplatz Altengrabow bei Ziesar, unweit der Autobahn A 2 Berlin-Hannover, die Existenz einer Wölfin mit drei Jungtieren. Deren Vater wurde kürzlich höchstwahrscheinlich bei einer Rehwildjagd versehentlich erschossen. Wie groß der Hunger dieser Tiere ist, zeigte der Angriff auf einen Damhirsch in der Nähe von Reppinchen im Kreis Potsdam-Mittelmark. „In der Regel jagen Wölfe Frischlinge und Kitze und keinen Geweihträger“, sagte ein Experte des Naturschutzbundes.

Auch rund um das nur 80 Kilometer von Berlin entfernte Jüterborg soll es ein Rudel mit drei Jungtieren geben. Mehrere Augenzeugen meldeten entsprechende Begegnungen. „Hier steht die offizielle Bestätigung noch aus“, heißt es im Agrarministerium. In Brandenburg dürften damit derzeit 16 erwachsene und junge Wölfe leben. In der angrenzenden sächsischen Lausitz sind fünf Rudel nachgewiesen, von denen drei auch Welpen aufziehen. 

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