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Mit kundiger Führung. Naturwächter, wie die Ranger in Brandenburg heißen, begleiten Interessierte auf Touren durch Naturschutzgebiete – hier bei einer Exkursion in der Prignitz entlang der Elbe.

© Claus-Dieter Steyer

Naturschutz: Das Grün im Blick

Seit 1991 sind Brandenburgs Naturwächter im Einsatz für die Umwelt. Sie entdecken immer mehr Verstöße.

Lindow – Um Schadstoffe oder Sondermüll illegal zu entsorgen, ist manchem Umweltsünder auch der Weg in einsame und abgelegene Wälder nicht zu weit. In den Biosphärenreservaten und Naturschutzgebieten machen die Mitarbeiter oft erschreckende Entdeckungen. Auf ihren Kontrolltouren stoßen die Naturwächter immer wieder auf große Mengen von Farbresten, Ölen und chemischen Substanzen, die aus undichten Behältern in den Boden tropfen und in einen scheinbar glasklaren See gelangen. Anderswo liegen Bauschutt und Sondermüll. Die Verursacher haben hier nicht nur den Kofferraum eines Autos illegal entleert. Manchmal deuten die Ausmaße der Funde auf Ladungen von Traktoren-Anhängern oder Lastwagen hin. Im Vorjahr registrierten die 98 Naturwächter in Naturschutzgebieten 939 Fälle von Umweltzerstörungen, 37 mehr als ein Jahr zuvor. An 55 Orten fanden sie Sondermüll und Bauschutt, 2009 waren es 49 Stellen. Allein im östlich von Berlin gelegenen Naturpark Märkische Schweiz stießen sie auf 14 weggeworfene Fernseher und 20 Kanister mit Altöl. Zusätzlich machen ihnen Moto-Cross-Fahrer das Leben schwer.

Vor 20 Jahren wurde die Naturwacht ins Leben gerufenen. „Ursprünglich war sie aus einer Groß-ABM mit 200 Teilnehmern hervorgegangen“, sagte Umweltmisterin Anita Tack (Linke). „Heute besitzen die 98 Frauen und Männer alle ein Zertifikat als geprüfter Natur- und Landschaftspfleger.“ Die Zahl reiche zwar nicht aus, aber der Haushalt erlaube keine weiteren Stellen.

Tatsächlich sind die Aufgaben für die Naturwächter nicht nur wegen der zunehmenden Umweltkriminalität angewachsen. Sie werden oft gerufen, wenn die Biber wie im Oderbruch zur Plage werden, Wölfe immer häufiger Schafe reißen oder in Wildgatter einbrechen oder Kormorane den Fischern das Leben schwer machen. Neuerdings sind sie auch bei der Interessensabwägung beim Bau großer Wind- und Solaranlagen gefragt oder bei Konflikten zwischen Bauherren und Anwohner. „Da helfen uns sicher die Erfahrungen aus ganz unterschiedlichen Berufen weiter“, sagt Anke Rudnik, die seit 15 Jahren die Bluse mit dem Emblem der Brandenburger Naturwacht am Ärmel im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land trägt. Im Unterschied zu anderen ostdeutschen Bundesländern stammen die Naturwächter in Brandenburg nicht nur aus der Forstwirtschaft, wo seit 1990 Tausende Stellen weggefallen sind. In den 15 märkischen Großschutzgebieten ließen sich auch Lehrer, Ingenieure, Handwerker oder Arbeiter zu Rangern umschulen.Von ihren Erfahrungen können Interessierte jedes Wochenende bei Führungen durch die Naturgebiete profitieren. An manchen Orten ist die Nachfrage so groß, dass ehrenamtliche Natur- und Landschaftsführer einspringen müssen. Allein im Vorjahr nahmen mehr als 13000 Interessierte an den 581 Führungen der Naturwächter teil.

Laut Manfred Lütkepohl, Chef der Naturwacht, die seit 1997 zur Stiftung Naturschutzfonds gehört, können manche Verstöße einvernehmlich geklärt werden, etwa beim Entdecken illegaler Feuerstellen oder beim Befahren von Waldwegen. Es müsse nicht immer zu einer Anzeige kommen. Kein Pardon gebe es bei größeren Verunreinigungen, wenn auch die Ermittlung der Verursacher oft schwerfalle.

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