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Aktiv im Denkmalschutz. Tischlermeister Kurt Spatzier stellt mit seinen Söhnen Jörg (links) und Dirk Glas für historische Gebäude mit UV-Schutz her.

© Katharina Bohm

Neues UV-Schutzglas: Sonnenbrillen für Fenster

In denkmalgeschützten Gebäuden ist traditionell produziertes Fensterglas erwünscht. Drei Tischlermeister machen das Material fit für die Gegenwart.

Glas herzustellen ist gar nicht so einfach. Glattes Glas erst recht nicht. Deshalb war Fensterglas früher immer ein bisschen gewellt. In historischen Gebäuden sind diese Unregelmäßigkeiten weiterhin als denkmalgerecht erwünscht. Doch hinter den Fenstern befinden sich oft empfindliche Objekte, die gegen zerstörerische ultraviolette Strahlung geschützt werden müssen. Aufgeklebte Schutzfolien auf den Scheiben sind wegen der Blaseneinschlüsse und dem Zerbröseln der Folien unter aggressivem Luftsauerstoff keine zufriedenstellende Lösung. Andere Gläser mit einer integrierten Filterschicht sind unpraktisch dick und schwer.

All das ließ Jörg Spatzier aus Wiesenburg bei Bad Belzig keine Ruhe. Mit seinem Vater Kurt und seinem Bruder Dirk führt er eine Tischlerei und Fachwerkstatt für Denkmalpflege. „Alle drei sind wir Tischlermeister mit einer Qualifikation als Restaurator im Handwerk“, sagt er. Dabei schwingt Stolz in seiner Stimme mit. Über 100 Jahre besteht der Betrieb. „120 Jahre, um genau zu sein“, stellt Jörg Spatzier klar. Von Schloss Ribbeck bis zum Einsteinturm in Potsdam hat die Familie überall in Brandenburg gearbeitet und mehrmals den Bundespreis „Handwerk in der Denkmalpflege im Tischlerhandwerk“ gewonnen.

Das neue UV-Schutzglas besteht aus lichthärtendem Klebstoff

Mit dieser Tradition im Rücken machte sich Jörg Spatzier auf den langen Weg, den UV-Schutz von historischem Glas zu verbessern. Zehn Jahre dauerte es, bis er die Lösung gefunden hatte. „Erst war es ein Lernprozess von fünf Jahren, bei dem ich mir Wissen über das Thema angelesen habe“, erzählt er. Noch einmal so lange dauerte es, bis er Kontakte geknüpft und ein Chemielabor gefunden hatte, mit dem er die Lösung in die Praxis umsetzen konnte.

Das neue UV-Schutzglas besteht aus einem lichthärtenden Klebstoff, der die Wellen von historischem Glas ausgleicht. Der Kleber enthält einen Absorber, der die UV-Strahlung filtert – und zwar in einem veränderbaren und noch größeren Wellenbereich als bisher möglich. Auf die Klebeschicht kommt ein weiteres dünnes Glas als Schutzschicht.

In einem Sonnensimulator habe die Bundesanstalt für Materialprüfung die Wirksamkeit des Verbundglases bestätigt, sagt Jörg Spatzier. Demnächst wird ein Musterraum im Schloss Wörlitz damit ausgerüstet. Der erste Liefervertrag über vierzig Quadratmeter für Schloss Oranienbaum ist bereits unterschrieben. Vier Arbeitskräfte wird er einstellen können, wenn sich die Vorteile des Glases herumsprechen, sagt Jörg Spatzier. Er ist „sehr sicher“, dass dies schnell der Fall sein wird. 

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