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Brandenburg: Noch keinen Plan, aber schon viel vor

16 Brandenburger Abgeordnete sind im neuen Bundestag: Drei von ihnen erstmals – und mit Handbuch im Gepäck

Von Sebastian Lechner

Potsdam. Ausgestattet mit einem vorläufigen Hausausweis, einem Handbuch für Abgeordnete und jeder Menge Ideen erkundeten die drei neuen der insgesamt 16 Bundestagsabgeordneten aus Brandenburg in der vergangenen Woche erstmals ihren neuen Arbeitsplatz und staunten nicht schlecht über die massigen Parlamentsgebäude und die strengen Sicherheitsbestimmungen. Andrea Wicklein (44), Jörg Vogelsänger (38) und Wilfried Schreck (46), allesamt SPD, müssen erst lernen, wie es im Parlament zugeht. Noch müssen sie ohne eigene Mitarbeiter auskommen und haben keine endgültigen Büroräume zugewiesen bekommen. Noch hat sich der neue Bundestag auch nicht konstituiert. Am 17. Oktober tritt er erstmals zusammen. Bis dahin ist aber schon Hektik angesagt: „Erstmal geht es darum, einen Sitz in einem entscheidenden Ausschuss zu ergattern“, sagt Andrea Wicklein, die schon Erfahrung als Mitarbeiterin eines früheren Abgeordneten mitbringt. „Als Neueinsteigerin wurde ich von den Kollegen in der Fraktion an die Hand genommen“, sagt sie erfreut. Die Potsdamerin hat ihren Wahlkreis gegen den langjährigen PDS-Abgeordneten Rolf Kutzmutz und die als mögliche Familienministerin ins Gespräch gebrachte CDU-Abgeordnete Katherina Reiche gewonnen. Darauf sei sie „ein bisschen stolz“, aber vor allem berge dieses Ergebnis eine große Verantwortung gegenüber den Wählern. Sie müsse jetzt die „die ostdeutschen Interessen wirklich hörbar zum Ausdruck bringen“, sagt Andrea Wicklein. Aber: „Das werden wir stemmen.“ Im Wahlkampf besuchte sie „jede Gemeinde des Wahlkreises mindestens ein Mal“ und machte sich bei diesem Veranstaltungsmarathon mit den Problemen der Menschen vertraut. „Das will ich auch weiter durchhalten und für die Menschen in der Region ansprechbar sein.“ In vier Jahren sollen die Menschen sagen können „die war vor Ort und hat sich gekümmert“, hofft Andrea Wicklein.

Ihr Kollege Wilfried Schreck hat „die Reduzierung der Arbeitslosigkeit“ zum Ziel. Dass der Staat dabei nur die Rahmenbedingungen setzen kann, sei ihm durchaus bewusst. Als langjähriger Betriebsratsvorsitzender im Kraftwerk Jänschwalde hat er so seine Erfahrungen mit harten Unternehmensentscheidungen. Bei seinem Arbeitgeber VEAG kämpfte er nach dessen Fusion mit dem skandinavischen Energiekonzern Vattenfall für die Rettung der Arbeitsplätze in Südbrandenburg. Betriebsrat will er auch weiterhin bleiben, „schließlich sind andere nebenbei als Anwälte oder Steuerberater tätig“. Der Bestand der Arbeitsplätze rechtfertigt für ihn auch die Abbaggerung der winzigen Gemeinde Horno. Ein reiner Kohlelobbyist will er allerdings nicht sein – „mir geht es eher darum, näher an den Problemen der Menschen zu sein und nicht abzuheben“. Seine Betriebsratskollegen werden ihn da sicher „in die Pflicht nehmen“, sagt er.

Der Dritte im Neuen-Trio, Jörg Vogelsänger, hat bisher Parlamentserfahrung auf Landesebene. Für die SPD saß er seit 1994 im Landtag, war dort verkehrspolitischer Sprecher seiner Fraktion. Er hoffe auf eine „bessere Vernetzung“ der Brandenburger Bundestagsabgeordneten mit den Genossen im Landtag und in der Landesregierung. Der direkte Wechsel vom Landesparlament auf den Bundestagssessel falle ihm daher nicht schwer. Er wolle seine guten Kontakte in die Landespolitik nutzen, um „wichtige Projekte anzuschieben“, sagt er am Autotelefon. Der umtriebige Ingenieur und Vater zweier Kinder ist bereits in seinem Wahlkreis unterwegs. „Die Wahl wurde im Osten gewonnen und die Menschen haben jetzt eine enorme Erwartungshaltung. Ich möchte mit aller Kraft dafür kämpfen, dass der Osten eine Zukunft hat und werde das in Berlin sehr deutlich machen“, verspricht Vogelsänger. Während er bald ein neues Büro bezieht, haben andere ihre Hoffnungen vorerst begraben: Die Brandenburger PDS-Abgeordneten verließen das Parlament.

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