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Brandenburg: Notruf ausgefallen: Frau starb an Asthma

In einem Oder-Dorf waren Pfingsten keine Telefonate möglich. Handys hat dort kaum einer, weil in Grenznähe Auslandstarif gilt

Hohensaaten. Die besonderen Umstände eines Todesfalls beschäftigen die Einwohner des kleinen Dorfes Hohensaaten an der Oder, rund 50 Kilometer nordöstlich Berlins gelegen. Denn das Leben einer hochbetagten Frau hätte möglicherweise gerettet werden können, wenn das örtliche Telefonnetz nicht ausgefallen wäre. So aber konnte der 75-jährige Ehemann keine Hilfe rufen, als seine gleichaltrige Frau über schwere Asthma-Beschwerden klagte.

Sämtliche Telefonanschlüsse in Hohensaaten, wo vorwiegend ältere Menschen leben, waren am frühen Pfingstsonntag ausgefallen. Notrufe konnten ebenso wenig abgesetzt werden wie eine Störungsmeldung bei der Telekom. Diese wurde erst am Pfingstmontag durch eine Bewohnerin eines Wochenendhauses verständigt – von ihrem Berliner Anschluss aus. Doch tätig wurde die Telekom nicht. Die Störungsstelle nahm die Meldung zwar auf, sicherte eine Reparatur aber erst für den Dienstag zu. An Wochenenden und an Feiertag würden Arbeiten nicht ausgeführt. Allerdings wusste die Berliner Anruferin zu diesem Zeitpunkt nichts von der dramatischen Zuspitzung des Asthma- Anfalls der Frau in Hohensaaten.

Telekom-Pressesprecher Bernhard Krüger bestätigte diese Verfahrensweise. Nur Kunden, die einen besonderen Vertrag mit der Telekom besäßen, könnten eine Behebung von gestörten Anschlüssen auch an Wochenenden und Feiertagen verlangen. Er kenne zwar nicht den konkreten Fall in Hohensaaten. Doch er sicherte eine Prüfung zu.

Während in anderen Gegenden die Menschen in solchen Notfällen einfach zum Handy greifen, sieht es damit in Hohensaaten und anderen direkt an der Odergrenze gelegenen Orten ganz anders. Polnische Anbieter strahlen so stark über die Grenze, dass D1, D2 oder E-Plus dagegen nicht ankommen. Gerade im Nordosten Brandenburgs melden sich die unterschiedlichen Netze aus dem Nachbarland per Kurzmitteilung schon einige Kilometer vor der Oder auf dem Funktelefon. Jedes Gespräch vom Handy, jedes Abfragen der Mailbox und jede SMS wird dadurch zum Auslandstarif abgerechnet. Das wollen und können sich die meisten Einwohner, vor allem die älteren, einfach nicht leisten.

Als der Ehemann den lebensbedrohlichen Zustand seiner Frau bemerkte, lief er in seiner Not am späten Montagabend zu einem Nachbarn. Der zögerte nicht lange und machte sich mit dem Paar im Auto auf den Weg zum nächstgelegenen Arzt in einem einige Kilometer entfernten Dorf. Doch unterwegs verstarb die Ehefrau.

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