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Brandenburg: Nur Pfusch am Bau?

ClausDieter Steyer über den Legionellen-Skandal in Frankfurt (Oder) ANGEMARKT Die Angehörigen der Toten im Frankfurter Klinikum sprechen zu Recht von einem Skandal. Denn bauliche Mängel in einem neuen Bettenhaus sollen den Ausbruch der gefährlichen Legionärskrankheit erst möglich gemacht haben.

ClausDieter Steyer über den Legionellen-Skandal in Frankfurt (Oder)

ANGEMARKT

Die Angehörigen der Toten im Frankfurter Klinikum sprechen zu Recht von einem Skandal. Denn bauliche Mängel in einem neuen Bettenhaus sollen den Ausbruch der gefährlichen Legionärskrankheit erst möglich gemacht haben. Nun kommen Baumängel überall vor. Aber die Installation falscher Wasserleitungen in einem Haus, in dem kranke Menschen auf Heilung hoffen, ist nur schwer verständlich. Schließlich wissen die Mediziner nun schon seit mehr als 25 Jahren über die Infektionskrankheit Bescheid.

Doch nicht nur der angebliche Pfusch am Bau erregt die Gemüter in der Oderstadt. Auf dem Rücken der derzeit noch infizierten Patienten und der Angehörigen von möglicherweise sechs Toten läuft eine wenig erfreuliche Suche nach dem Schwarzen Peter. Die Rhön-Kliniken schieben die Schuld auf die Verantwortlichen des Bauprojektes. Denn die Franken hatten das größte Brandenburger Krankenhaus erst vor anderthalb Jahren übernommen. Da sei das Bettenhaus der Psychiatrie schon im Bau gewesen, hieß es von den Eigentümern. Also müssten das Architekturbüro und die städtischen Überwachungsbehörden verantwortlich sein. Doch die Architekten weisen alle Schuld von sich: Sie hätten sich an die Vorschriften gehalten.

Merkwürdig erscheint da die erste Konsequenz des Klinik-Eigentümers. Er suspendierte die technische Leiterin des Frankfurter Krankenhauses mit einer nebulösen Begründung: Die Frau habe keine sichtbare Initiative zur Beseitigung des Problems während des technischen Ausbaus ergriffen. Das hört sich nach einem klassischen Bauernopfer an.

Doch diese Formulierung passt zur gesamten Informationspolitik in diesem Skandal. Erst durch eine anonyme Anzeige aus dem Klinikpersonal heraus wurde der Ausbruch der Krankheit überhaupt bekannt. Nur zaghaft und durch intensive Recherchen erfuhr die Öffentlichkeit das ganze Ausmaß. Bis zum vergangenen Montag wusste außerhalb der Klinik niemand über die Legionellen-Erkrankung von sieben Personen bereits zu Jahresbeginn Bescheid. Dabei hätte die Zeit genutzt werden können. Bei entsprechenden Kontrollen durch das örtliche Gesundheitsamt hätte das fehlerhafte Wassersystem möglicherweise ausgewechselt oder zumindest verändert werden können. Vielleicht, so die noch nicht bewiesene Überlegung, könnten die im Juli an den Legionellen gestorbenen zwei Frauen noch leben.

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