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Brandenburg: "Oder Valley": Mikroelektronik-Mekka im Osten

Schon in der DDR war Frankfurt zusammen mit Jena, Erfurt, Dresden und Teltow einer der bedeutendsten Mikroelektronik-Standorte gewesen: Im hiesigen Halbleiterwerk, das in den 60er Jahren im Vorort Markendorf aus dem Boden gestampft worden war, arbeiteten Ende der 80er Jahre 8000 Menschen. Darunter waren auch viele Polen, die aus dem nahen Slubice täglich zur Arbeit nach Markendorf fuhren.

Schon in der DDR war Frankfurt zusammen mit Jena, Erfurt, Dresden und Teltow einer der bedeutendsten Mikroelektronik-Standorte gewesen: Im hiesigen Halbleiterwerk, das in den 60er Jahren im Vorort Markendorf aus dem Boden gestampft worden war, arbeiteten Ende der 80er Jahre 8000 Menschen. Darunter waren auch viele Polen, die aus dem nahen Slubice täglich zur Arbeit nach Markendorf fuhren. Die Fabrik wurde Marktführer für bipolare Schaltkreise im Ostblock: Das Innenleben aus Frankfurt steckte unter anderem in Radioweckern, Herzschrittmachern, Computern und Messgeräten.

Nach der Wende drehte sich der Wind: Das Werk hatte keinen abgeschotteten Markt mehr und musste sich international behaupten. Die Hauptprodukte - Radio- und TV-Schaltkreise für den Ostblock - waren nicht mehr gefragt, es gab Massenentlassungen. Die Nachfolgefirmen mit viel weniger Beschäftigten gingen trotz Beteiligung von US-Unternehmen und erheblicher Unterstützung des Landes Brandenburg in Konkurs. Es folgte die wechselvolle Geschichte mit Entlassungen, Ausgründungen, Neugründungen. Seit 1991 entstanden in Frankfurt daraus 42 Unternehmen mit 550 Arbeitsplätzen, darunter hoch spezialiserte und innovative Fachbetriebe.

Doch die Europäische Union machte den beiden direkten Nachfolgeunternehmen einen Strich durch die Rechnung. Erst im Sommer vergangenen Jahres gingen bei der Silicium Microelectronic Integration GmbH (Simi) mit noch 170 Beschäftigten die Lichter aus, weil die EU die Rückzahlung von Fördermitteln in der astronomischen Höhe von 140 Millionen Mark verlangte. Die öffentlichen Subventionen waren nicht in Brüssel angemeldet und genehmigt worden. Noch am selben Tag erklärten sich beide Betriebe als zahlungsunfähig.

Von der Stadtspitze und der Landesregierung wurde immer wieder der Bau einer Chipfabrik beschworen, der Ostbrandenburg zum "Oder-Valley" machen sollte. Die Frankfurter Stadtverordneten hatten vor einem Jahr 30 Hektar Land speziell für diesen Zweck ausgewiesen. Sie verwiesen vor allem auf das große Potenzial ausgebildeter Fachkräfte an der Oder. Der frühere Wissenschaftsminister Steffen Reiche (SPD) sagte, dass rund 2000 der einst 8000 Halbleiterwerker "Gewehr bei Fuß" ständen.

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