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Brandenburg: Offizielle Privatsache

Platzeck lässt sich kirchlich trauen – mit 200 Gästen

Ringenwalde – Am liebsten würde er gar nichts sagen, zumindest nicht öffentlich. „Das ist privat“, sagt Matthias Platzeck. So hat er es in seiner Karriere fast immer gehalten, wenn es um sein Privatleben ging. Nur, wie privat ist die Hochzeit eines „Landesvaters“ im eigenen Land? Am Sonnabend will Platzeck in der idyllischen Feldsteinkirche von Ringenwalde im Herzen der Uckermark seiner Ehefrau Jeanette Jesorka, seiner „Liebsten“ , wie er sie immer nennt, nun auch kirchlich das Jawort geben. Im vorigen Jahr hatte das Paar bereits in Potsdam standesamtlich geheiratet – so heimlich, dass selbst Freunde erst Wochen später davon erfuhren. Die kirchliche Trauung wird nun der örtliche Pfarrer Frank Schwieger vornehmen, auch bekannt als Brandenburgs „Bikerpfarrer“, der regelmäßig Motorradfahrer-Gottesdienste organisiert.

Warum aber, das fragen sich selbst manche, die Platzeck gut kennen, noch eine kirchliche Trauung? „Das war für uns beide immer klar. Das entzieht sich rationaler Betrachtung“, sagt Platzeck. „Wir wollen vor den Altar treten.“ Und ebenso klar sei gewesen, dass es in der Uckermark sein soll, „hier sind wir immer, wenn wir ganz für uns sein wollen“.

Ganz für sich werden der Regierungschef und seine Frau an diesem Tag aber nicht sein. Zu groß ist das Interesse von Medien, aber auch der Uckermärker an „Brandenburgs Hochzeit des Jahres“. So hat Platzeck jetzt nach längerem Ringen zumindest einem offiziellen Foto vor der Kirche zugestimmt. Die Gästeliste, gehütet wie ein Staatsgeheimnis, bewegt das politische Brandenburg seit Wochen mehr als manche Aufgeregtheit in Landtag oder Regierung. Wer hat eine Einladung, wer nicht? Unter Nichtgeladenen gab es, wenig überraschend, gewisse Verstimmungen. Platzeck habe den Rummel unterschätzt, sagt ein Vertrauter. „Der nervt ihn.“ Platzeck selbst ist dazu natürlich kein Wort zu entlocken. Man feiere mit „200 Gästen, aus dem engsten Familien- und Freundeskreis“, sagt der Regierungschef nur, Punkt. Aus seinem Umfeld ist zu hören, dass Außenminister Frank- Walter Steinmeier komme, mit dem Platzeck befreundet ist. Aus der Landesregierung werden wohl nur Finanzminister Rainer Speer, sein engster Vertrauter, und Bildungsminister Holger Rupprecht dabei sein, sowie Staatskanzleichef Clemens Appel. Und natürlich Freunde, Weggefährten aus früheren Zeiten als Umweltminister und Potsdamer Oberbürgermeister.

In Ringenwalde, ja in der Uckermark, wo Platzeck nächstes Jahr auch für den Landtag kandidiert, freut man sich auf das Ereignis, das dem berlinfernen Landstrich einige Aufmerksamkeit beschert – und an diesem Wochenende viele ausgebuchte Zimmer. Nach der Trauung im Kirchlein von Ringenwalde, wo jetzt noch einmal die alte Orgel gestimmt, ein Engel und eine Sonne repariert wurden, wird sich die Hochzeitsgesellschaft über einen sechs Kilometer langen holprigen Waldweg, vorbei an idyllischen Laubwäldern und kleinen Tümpeln, auf das einsame Gehöft Luisenau zurückziehen, um ganz abgeschirmt zu feiern. Wie Platzeck sagt: „ganz privat“. Thorsten Metzner

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