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Brandenburg: Ohne Landwirte nur Trostlosigkeit

Bauernverband spricht sich Mut zu / Präsident bestätigtVON CLAUS-DIETER STEYER LEGDE. Die 35 000 Brandenburger Bauern besinnen sich trotz vieler Klagen über zurückgehende Umsätze und hoher Auflagen durch den Naturschutz auf ihre Stärke: "Auf vielen Dörfern sind unsere Betriebe nicht nur der größte, sondern der einzige Arbeitgeber.

Bauernverband spricht sich Mut zu / Präsident bestätigtVON CLAUS-DIETER STEYER LEGDE. Die 35 000 Brandenburger Bauern besinnen sich trotz vieler Klagen über zurückgehende Umsätze und hoher Auflagen durch den Naturschutz auf ihre Stärke: "Auf vielen Dörfern sind unsere Betriebe nicht nur der größte, sondern der einzige Arbeitgeber.Wo wir nicht arbeiten, herrscht Trostlosigkeit - keine Arbeit, keine Erntefeste, keine Reitturniere", sagte gestern der Präsident des Landesbauernverbandes, Heinz-Dieter Nieschke, vor 300 Landwirten im Prignitz-Dorf Legde.Der 54jährige wurde auf dem 3.Bauerntag einstimmig in seinem Amt bestätigt.Der Landesbauernverband zählt 14 000 Mitglieder. Nieschke nannte ein erstaunliches Erfolgsgeheimnis für das Überleben der Landwirtschaftsbetriebe: "Anders als in der gesamten DDR-Industrie sind bei uns nicht die Direktoren der Betriebe als die eigentlichen Fachleute verjagt worden." Der Beifall der Bauern im überfüllten Saal von Legde ließ nicht lange auf sich warten.Die Mehrzahl der Delegierten waren Chefs von Nachfolgebetrieben der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften.Doch eine neue Ost-West-Diskussion sollte es diesmal nicht geben."Der gesamte Berufsstand in Deutschland hat die gleichen Probleme", meinte Nieschke.BSE-Skandal, Preisdruck, Wegfall von Steuerbeihilfen, Ebbe in den öffentlichen Haushalten seien deutschlandweite Probleme.An Landwirtschaftsminister Edwin Zimmermann erging die Forderung, sich für neue Absatzchancen für Rind-, Schaf- und Geflügelfleisch in Berlin einzusetzen. Derzeit wird in Brandenburg jeder sechste Hektar nicht bestellt.Dafür zahlt die EU entsprechende Prämien.Von den 886 000 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche werden weit über 115 000 extensiv, das heißt ohne chemische Zusätze, bewirtschaftet.5000 Hektar nutzt der ökologische Landbau."Wir könnten viel mehr Boden bearbeiten, wenn wir nur dürften", sagte der Landwirt Martin Krause aus der Uckermark."Doch viel zu viel Land befindet sich noch in den Händen von Nicht-Landwirten, die nur mit Flurstücken spekulieren wollen." Die wirklichen Agrarbetriebe müßten deshalb bei der Vergabe des Landes durch die Bodenverwertungsgesellschaft bevorzugt werden, unter anderem mit 18jährigen Pachtverträgen."Im Kreis Uckermark haben sich bei der letzten Ausschreibung immerhin 31 nichtwirtschaftende Alteigentümer um Boden beworben", erklärte Krause.Einige davon hätten sogar den Zuschlag bekommen. Harte Kritik mußte sich Umweltminister Matthias Platzeck von den Bauern gefallen lassen.Während für die Stützung der Landwirtschaft Geld fehle, würden Millionen in die Ausweisung von Naturschutzgebieten gesteckt.Der Ertragsausfall durch die strengen Schutzbestimmungen werde nur unzureichend ersetzt, klagte beispielsweise Landwirt Paul Stets aus der Prignitz. Überraschend positiv äußerte sich der Präsident des bayerischen Bauernverbandes, Gerd Sonnleitner, zur Wirtschaftsstruktur im weit entfernten Brandenburg.Hier werden zwei Drittel der Nutzfläche von den großen Agrarbetriebe genutzt."Jeder soll ungehindert leben und leben lassen.Eine Diffamierung der großen Gesellschaften als Agrarfabriken werden sie von mir nicht hören.Die Landwirtschaft verträgt keine selbstzerfleischenden Streitereien", meinte Sonnleitner.

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