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Brandenburg: Ohne Schüler keine Hoffnung für die Klosterstiftung Neuzelle

Rettungsversuche scheiterten: Schließung des berühmten Gymnasiums steht bevor

Neuzelle. Der dramatische Einbruch bei den Schülerzahlen bringt auch die Stiftung der alten Klosteranlage Neuzelle in Ostbrandenburg in große Schwierigkeiten. Denn bislang deckten die Miete des im Kloster untergebrachten Gymnasiums und dessen Internats wesentlich die Ausgaben der Stiftung. Durch den drastischen Geburtenrückgang nach der Wende und die massenhafte Abwanderung junger Familien in den Westen fehlen nun die Schüler. Der Landkreis Oder-Spree schließt 2004 das Gymnasium zugunsten der verbliebenen Schulen im acht Kilometer entfernten Eisenhüttenstadt. Mehrere Versuche, Schulträger mit einem in Brandenburg einzigartigem Angebot nach Neuzelle zu locken, scheiterten bislang.

„Bei uns läuten die Alarmglocken“, sagt Walter Ederer, Geschäftsführer der fast ausschließlich von Landesmitteln lebenden Stiftung Neuzelle. „Seit drei Jahren kämpfen wir um einen Ersatz für das öffentliche Gymnasium, zumal hier eine große Zahl polnischer Schüler lernt.“ Die Rettung sollte eine Schule für Hochbegabte bringen.

Spekuliert wurde in der Stiftung und beim Landkreis auf eine überregionaleAusstrahlung bis nach Berlin, angrenzende Bundesländer und ins benachbarte Polen.. Entsprechende Anbieter interessierten sich für einen Unterricht in der ehrwürdigen Klosteranlage.

Große Zuversicht löste im Vorjahr das beabsichtigte Engagement des Christlichen Jugenddorfes (CJD) aus. Doch wie so oft scheiterte der fast schon perfekt ausgehandelte Zuschlag am Geld. Laut Brandenburger Schulgesetz erhalten Gymnasien in freier Trägerschaft erst nach zweijährigem Betrieb eine finanzielle Unterstützung. So lange müssen beispielsweise die Personalkosten selbst getragen werden. Nach dieser Testphase entscheiden die Landesbehörden über Zuwendungen. Diese Zeit war dem CJD zu lange, es zog sich zurück.

Danach ruhten alle Hoffnungen auf den in Leipzig beheimateten Rahn-Schulen. Deren Konzept schien genau auf Neuzelle zu passen. Seit 1993 betreiben sie zwei Schulen für Hochbegabte im naturwissenschaftlich-technischem Bereich in Polen. Sowohl Schüler als auch einige Lehrer sollten aus dem Nachbarland nach Brandenburg kommen. Außerdem waren Werbeaktionen bei den in Berlin lebenden polnischen Familien und im ganzen Bundesgebiet geplant. Allerdings sahen die beim Potsdamer Bildungsministerium eingereichten Pläne eine Anschubfinanzierung von jeweils einer Million Euro in den ersten beiden Jahren vor.

Bei dieser Summe winkt das Ministerium bislang ab. „Uns ist die Zukunft der Stiftung Neuzelle zwar nicht gleichgültig“, sagt Sprecher Martin Gorholt, „aber wir beurteilen das Konzept eines freien Schulträgers einzig nach fachlichen Kriterien. Da spielt das Überleben einer Stiftung keine Rolle. Das fällt nicht in unsere Zuständigkeit.“ Das Land Brandenburg fördere bereits hochbegabte Schüler unter anderem an Gymnasien in Frankfurt (Oder) u nd Cottbus.

So bleibt nur die „Anerkannte Schule für berufliche Bildung – ASB“ aus dem sächsischen Annaberg-Buchholz für Neuzelle im Rennen. Doch weder Stiftung noch Landkreis wollen die Sachsen. Sie kommen zwar ohne Startgeld aus der öffentlichen Hand aus. „Aber die ASB wäre nur regional ausgerichtet, würde keine auswärtigen Schüler anziehen und obendrein noch unseren öffentlichen Schulen Konkurrenz machen“, kritisiert LandratManfred Zalenga.

Er will heute bei einer Pressekonferenz noch einmal die Öffentlichkeit auf die Gefahren für die Stiftung aufmerksam machen.

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