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Brandenburg: Oranienburg: Ein Schlossmuseum, kein Museumsschloss

Durch Brandenburgs Schlösser kann ab morgen zu einer ungewöhnlichen Zeitreise gestartet werden. Denn wenn sich um 10 Uhr die Türen des Museums im Oranienburger Schloss erstmals für jedermann öffnen, sind fünf Jahrhunderte Geschichte an königlichen Schauplätzen komplett zu erleben.

Durch Brandenburgs Schlösser kann ab morgen zu einer ungewöhnlichen Zeitreise gestartet werden. Denn wenn sich um 10 Uhr die Türen des Museums im Oranienburger Schloss erstmals für jedermann öffnen, sind fünf Jahrhunderte Geschichte an königlichen Schauplätzen komplett zu erleben. "Wer in dem im 16. Jahrhundert gebauten Schloss Grunewald beginnt und dann jedes unserer Häuser besucht, landet schließlich in Cecilienhof des frühen 20. Jahrhunderts", sagte der Direktor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Hans-Joachim Giersberg, gestern in Oranienburg.

Einen Schwerpunkt der Dauerausstellung bilden die ersten Jahrzehnte der Regierung des Großen Kurfürsten (1620 bis 1688). Ein Schmuckstück des Museums ist das Staatsporträt des Regenten und seiner Frau Louise Henriette von Willem van Honthorst. Allerdings, so warnte der Fachmann gleich, müssten die Interessenten an so einer Zeitreise viel Ausdauer mitbringen. Denn mit dem nun aufwendig restaurierten Schloss Oranienburg gehören 27 Häuser zum Stiftungsvermögen.

"Allerdings handelt es sich in Oranienburg nicht um ein Museumsschloss, sondern um ein Schlossmuseum", sagte Giesberg. Die für den ersten Moment etwas verwirrende Unterscheidung hat beim näheren Betrachten durchaus ihre Berechtigung. Denn hinter der hellen Fassade gibt es fast keinen Raum im Originalzustand um 1700. Die Zweckentfremdung ab 1814, als eine Schwefelsäurefabrik ihren Betrieb aufnahm, führte zu gravierierenden Umbauten. Der Chemiker Friedlieb Ferdinand Runge entdeckte hier unter anderem das Anilin und die Karbolsäure im Steinkohleteer. Allerdings lösten die Versuche auch mehrere Brände aus, die schließlich zur Zerstörung des Südostflügels führten. Der Fabrik folgten ein Königliches Lehrerseminar sowie ab 1933 der Einzug der SS und einer Polizeischule. 1952 richtete sich zuerst die Kasernierte Volkspolizei ein, die dann von den DDR-Grenztruppen abgelöst wurden. 18 Millionen Mark kostete die Restaurierung ab 1997, die zwei Jahre später mit der überregional viel beachteten Ausstellung "Onder den Oranje Boom" abgeschlossen wurde.

"Wir waren schon etwas wehmütig gestimmt, als sich mit dem Ende der Ausstellung die Türen zum Schloss wieder schlossen", erzählte Bürgermeister Hans-Joachim Laesicke. "Die Stadt hatte schließlich endlich ihr Herz wieder zurückbekommen." Im Laufe der Jahrzehnte hätten viele Einwohner das Schloss gar nicht mehr als solches wahrgenommen, sondern nur noch als eine Kulisse. Deshalb sei die Enttäuschung nach der erneuten Schließung so groß gewesen. "Aber zum Glück hat uns die Stiftung mit einer besonderen Ehre versöhnt: bei uns und nicht etwa in Berlin oder Potsdam wird das Preußenjahr eröffnet", sagte der Bürgermeister stolz. Am heutigen Nachmittag findet in der St. Nicolai-Kirche der feierliche Akt der Länder Berlin und Brandenburg zum 300. Jahrestag der Krönung des ersten Königs in Preußen statt.

Oranienburg scheint dafür tatsächlich wie kaum ein anderer Ort geeignet. Denn dort begann der Aufstieg Preußens. Das Schloss, die älteste derartige barocke Anlage in Brandenburg, war für die erste Gemahlin des Großen Kurfürsten, Louise Henriette von Oranien, errichtet worden und diente seit 1690 Kurfürst Friedrich III. als Heimstätte. Friedrich III. ließ das Schloss nach seiner Krönung das Schloss erweitern und kostbar ausstatten. Die Stadt Oranienburg steht aber auch für das Ende aller Hoffnungen. Hier entstand das erste KZ Deutschlands und im späteren Lager Sachsenhausen kamen rund 100 000 Menschen um. Auch diese Geschichte erlebt der Besucher. Denn im neuen Haus stellt nicht nur die Schlösserstiftung aus, sondern auch das Kreismuseum erhält einige Räume als Domizil. Für die künftige Schau im Schlossmuseum wurden für insgesamt über eine Million Mark zehn Tapisserien sowie Porzellan und Gemälde einschließlich der Rahmen restauriert. Wertvolle Gemälde, rares Elfenbeinmobiliar und chinesisches Porzellan - mit dem Schlossmuseum in Oranienburg hat das Land Brandenburg jetzt einen weiteren Anziehungspunkt erhalten.

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