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Brandenburg: Orgelpfeifen suchen Paten

Musikmanager werben um Spenden für Seddiner Dorfkirche

Von Elisabeth Binder

Wolfshagen/Seddin. Die Künstlergarderobe: zwei mittelblaue Tischdecken, mit Wäscheklammern an Leinen geheftet, die in einer Scheune aufgespannt sind. Das Konzerthaus: eine uralte, malerische Dorfkirche in Seddin (Prignitz). Die Aufführenden: zwei Manager, die zu ihren Wurzeln als Musiker zurückgefunden haben: Ulrich Eckardt, langjähriger Leiter der Berliner Festspiele und Thomas Schmidt-Ott, Orchesterdirektor des Deutschen Symphonie-Orchesters. Der Rahmen: eine ganztägiges Sonderprogramm der Brandenburgischen Sommerkonzerte.

Das beginnt auf dem restaurierten, im vergangenen Jahr neu eröffneten Schloss Wolfshagen, einem alten Besitz der Familie von Putlitz. Im Stil eines märkischen Gutshauses ist es originalgetreu wieder eingerichtet worden. Sogar eine Kapelle gibt es, die von Hochzeitspaaren gern genutzt wird. Im Obergeschoss des leuchtenden rosa Schlosses befindet sich eine eindrucksvolle Sammlung von unterglasurblau gemaltem Porzellan. Zusammengetragen hat sie Bernhard von Barsewisch, Sohn einer geborenen von Putlitz und Vorsitzender des Fördervereins, der den Besuchern die umfangreiche Ahnengalerie erklärt. Währenddessen kümmert sich die neue Generalbevollmächtigte der Brandenburgischen Sommerkonzerte, Astrid Fricke, um die Kaffeetafeln, die überall im Schloss so einladend aufgestellt sind. Nach einem ausgiebigen Spaziergang entlang der klaren Stepenitz folgt das Konzert.

Ulrich Eckardt spielt Orgel, Thomas Schmidt-Ott Cello. Spätestens im 4. Satz der Sonate Nr. 4 in B-Dur von Antonio Vivaldi hörte man, was später mit Worten bestätigt wurde: dass es den beiden, bei aller harten Arbeit, die es gekostet hat, auch riesigen Spaß macht, miteinander zu spielen. Sie harmonieren hörbar miteinander und schaffen mit ihren beiden Instrumenten eine unglaubliche musikalische Intensität. Für ein Solo wechselt Eckardt von der mitgebrachten, kleinen Leihorgel, auf die historische der Kirche, die aus dem 19. Jahrhundert stammt. Von zehn Registern funktionierten nur drei, kündigte er anfangs an. Trotzdem entlockte er ihr ein virtuoses Spiel und trug in den aufbrandenden Beifall eine der hölzernen Orgelpfeifen wie einen Staffelstab durch die Kirche. Es dürfe gern gespendet werden, um diese Orgel zu restaurieren, es gebe noch viele solcher Pfeifen, die auf Paten warteten.

Später, als sich Dämmerung auf die weiten Wiesen legt, und die Landpartie bei Rotwein auf dem Schloss ausklingt, erzählt Jörg Lüneburg vom Vorstand der Sommerkonzerte von den Bemühungen des örtlichen Heimatvereins, junge Leute für die Gegend zu begeistern. Radtouren sind eine Möglichkeit. Vielleicht wäre es aussichtsreich, Trekking-Touren durch unberührte Natur zur hippsten Clubbing-Alternative zu erklären. Aber darauf ist noch niemand gekommen.

Die Brandenburgischen Sommerkonzerte gehen noch einmal am 20. September auf Landpartie, nach Chojna/Königsberg (Neumark) in Polen. Karteninfos unter (030)78957940. Schloss Wolfshagen ist geöffnet mittwochs bis sonntags von 11 bis 17 Uhr.

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