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Brandenburg: Paradies unterm Hammer

Lychen. „Eine Insel mit zwei Bergen und im tiefen weiten Meer…“, möchte man in Erinnerung an Jim Knopf lossummen, sein Konto plündern und sich für den 22.

Lychen. „Eine Insel mit zwei Bergen und im tiefen weiten Meer…“, möchte man in Erinnerung an Jim Knopf lossummen, sein Konto plündern und sich für den 22. Juni den Auktionsbesuch in den Kalender eintragen. Dann wird „Langes Werder“ versteigert, eine Insel im Lychener See, rund 100 Kilometer von Berlin entfernt, und von dort aus per Boot erreichbar. 52465 Quadratmeter Grundstück, bewaldet, und sogar mit einem Höhenrücken, mit Sandstränden und mit Villa, Tee- und Bootshaus bebaut. Der Hammer unterm Hammer, glaubt man Hans Peter Plettner von der Deutsche Grundstücksauktionen AG, der die Insel für die Treuhand Liegenschaftsgesellschaft TLG verkauft.

Das Mindestgebot von 150000 Euro habe man aus dem hohlen Bauch festgesetzt, so Plettner, um einen großen Kreis anzusprechen. Und das gelang: Bisher haben sich rund 200 Interessenten gemeldet. Was für die beiden Besichtigungstermine schon zu logistischen Problemen führen kann. „Wir haben große Fahrgastschiffe gemietet“, so Plettner, die jeweils 30 bis 35 Personen mit zur Insel nehmen können, die knapp 800 Meter vom Festland entfernt liegt. Wartezeiten seien trotzdem nicht auszuschließen.

In die Geheimnisse der Insel führt dann Harald Jancke ein, der seit 1992 Pächter des Eilands ist, aber nicht genug Geld zum Mitbieten hat. Der 47-Jährige kümmert sich seitdem um die renovierungsbedürftigen Gebäude und die Flora von „Langes Werder“. Das würde er nach dem Verkauf gerne weitermachen, sagt Plettner. Und die Chancen seien gut. Weil sich ja jemand um die Insel kümmern müsse, wenn die neuen Besitzer nicht da sind. Der Plan ist so gut wie perfekt. Die neuen Inselherren beziehen die Villa mit ihren 120 Quadratmetern Wohnfläche und den drei Balkonen mit Seeblick, und Jancke zieht ins Teehaus, das Professor Gotthold Pannwitz, der erste Nutzer der Insel, um 1900 gleich miterrichten ließ. Der Mediziner kümmerte sich seinerzeit um Lungenkranke, baute in seiner Heimatstadt Lychen ein Hospital, das sich einen guten Ruf erwarb. Berühmt am Versteigerungsobjekt 152 ist außerdem der Fischreichtum des Sees, der als Tor zur Mecklenburgischen Seenplatte gilt. Und das war es dann auch.

Plettner geht davon aus, dass es ausgesprochene Naturliebhaber sind, die am Ende den Zuschlag erhalten. Naturliebhaber mit Geld. Für den monatlichen Unterhalt würden rund 1000 Euro fällig, schätzt Plettner. Als Kapitalanlage eigne sich die Insel nicht. Und dass von der Genehmigung, dort ein Ferienzentrum zu errichten, jemand Gebrauch macht, glaubt er nicht. Zu viele Unwägbarkeiten. Was, wenn jemand krank wird? Wie käme dann ein Arzt auf die Insel? Was, wenn das Gewässer zufriert? Ariane Bemmer

Besichtigung Sonntag 2. Juni und 9. Juni um 14 Uhr. Treffpunkt Marina-Yachthafen Lychen. Versteigerung: 22. Juni ab 11 Uhr im Rathaus Berlin-Schöneberg. Mehr Infos unter der Tel.-Nr. 030/884 68 80

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