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Brandenburg: Parasitenbefall: Brandenburgs Bäume leiden unter den Misteln

In Berlin und Brandenburg haben Misteln in den Baumkronen zugenommen. Die Landesforstämter Eberswalde und Berlin haben im Rahmen ihrer Forschungsarbeiten im Bereich Waldschutz den von Mythen umrankten Schmarotzer zählen lassen.

In Berlin und Brandenburg haben Misteln in den Baumkronen zugenommen. Die Landesforstämter Eberswalde und Berlin haben im Rahmen ihrer Forschungsarbeiten im Bereich Waldschutz den von Mythen umrankten Schmarotzer zählen lassen. Von insgesamt 800 000 Hektar brandenburgischem Forst sind über 19 340 Hektar vom immergrünen kugelförmigen Strauch befallen. Im Berliner Landesforst sind mit zirka 27 000 Hektar nur 0,5 Prozent der Bäume von Misteln registriert. Aber auch dies ist ein Anstieg. Neuerdings ist die Mistel auch auf Harthölzern wie der Rubine anzutreffen, die bisher von deren Saugwurzeln verschont blieben. Die Landesforstanstalt Eberswalde will dem Zuwachs der Baumschädlinge auf den Grund gehen.

Der gelbgrüne Halbparasit, der einst zur Weihnachtszeit als Hausschmuck positiv auffiel, schwächt die Widerstandskraft der Bäume, zudem nimmt sie ihnen Nährstoffe, organische Verbindungen und Wasser.

Im Auftrag der Landesforstanstalt Eberswalde waren alle 18 Forstämter im Land Brandenburg seit Jahresbeginn mit dem Zählen und Erfassen des Mistelbefalls beschäftigt. Curt Majunke, Leiter der Abteilung Waldschutz bei der Landesforstanstalt Eberswalde für Waldschutz will nach diesem unliebsamen Zwischenergebnis nun gemeinsam mit seinen Berliner Kollegen der Plage auf den Grund gehen. "In manchen brandenburgischen Revierförsterein sind gut ein Drittel aller Bäume von Misteln befallen", sagt der Waldschützer. "Es gibt auf die Vermehrung der Mistel derzeit noch keine Erklärung. Tatsache ist nur, dass die Zunahme eine deutliche Reaktion auf eine Umweltveränderung ist", sagt Majunke. Dem Leiter der Oberförsterei Finkenkrug Bernd Schwidetzky ist aufgefallen, dass weniger Wald- als Straßenbäume unter den Schmarotzern leiden. Jetzt sollen nähere Analysen das Phänomen genauer beleuchten. Sie werden durch Landesmittel finanziert und sollen möglichst rasch vorangetrieben werden. Misteln zur Bekämpfung aus den erkrankten Bäumen herauszuschneiden sei "viel zu viel Arbeit", so Majunke, und würde die Vermehrung kaum eindämmen. Mögliche Faktoren stehen schon jetzt fest. Es könnten Luftverschmutzung, Grundwasserabsenkungen und das verstärktes Auftreten bestimmter Vogelarten wie Misteldrossel, Amsel, Meise und Star sein. Frank Zimmermann, zuständig für Arten- und Biotopschutz im Landesumweltamt Brandenburg in Potsdam, schließt verschmutzte Luft als Grund für den Mistelzuwachs aus, die brandenburgische Luft sei in den vergangenen Jahren sauberer geworden. Dass Wasser immer schneller aus der Landschaft abfließt und somit die Bäume geschwächt werden, komme eher als Ursache infrage.

Dorothea Flechsig

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