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Brandenburg: Personalaustausch: Büroleiter des Ministers wird Chef in Chipfabrik

In die Führungsetage der in Frankfurt geplanten Chipfabrik tritt ein hoher Brandenburger Regierungsbeamter ein: Der bisherige Büroleiter von Wirtschaftsminister Wolfgang Fürniß, Dirk Obermann, wird mit dem heutigen Tag in die Geschäftsführung der Communicant AG wechseln. Der Aufsichtsrat des im Februar gegründeten Unternehmens, das die 3,1 Milliarden Mark teure Fabrik an der Oder bauen und betreiben will, gab gestern grünes Licht für die Personalie.

In die Führungsetage der in Frankfurt geplanten Chipfabrik tritt ein hoher Brandenburger Regierungsbeamter ein: Der bisherige Büroleiter von Wirtschaftsminister Wolfgang Fürniß, Dirk Obermann, wird mit dem heutigen Tag in die Geschäftsführung der Communicant AG wechseln. Der Aufsichtsrat des im Februar gegründeten Unternehmens, das die 3,1 Milliarden Mark teure Fabrik an der Oder bauen und betreiben will, gab gestern grünes Licht für die Personalie.

Obermann wird künftig im Vorstand für die gesamte Unternehmensstruktur verantwortlich sein. Er tritt an die Seite von Vorstandschef Klaus Wiemer, einen international erfahrenen Chipfabrik-Experten. Aus Aufsichtsratskreisen hieß es, dass das Management der Communicant AG professionalisiert werden solle. Mit dem Fortgang der Bauarbeiten müsse der Aufbau der Unternehmensstrukturen beschleunigt werden.

In Regierungskreisen hieß es am Montag, die Personalie sei pikant, weil Obermann ein enger Vertrauter des Wirtschaftsministers sei und das Milliarden-Projekt wegen des hohen Fördermittel-Anteils und notwendiger Landesbürgschaften von Kritikern bereits als "VEB Fürniß" bespöttelt werde. Hingegen betonte Fürniß, dass der Wechsel nicht auf sein Betreiben erfolge: "Die Initiative ist von Communicant ausgegangen." Er verliere Obermann ungern, aber es sei grundsätzlich gut, wenn es zwischen Staat und Wirtschaft Personalaustausch gebe. "Wer beide Seiten kennt, kann zu Lösungen besser beitragen", so der Minister. Obermann, der als enger Vertrauter von Fürniß gilt, hat das Projekt von Anfang an (seit Herbst 1999) begleitet und war auch an den Verhandlungen mit den bisherigen Hauptinvestoren Intel und dem Emirat Dubai beteiligt. Der 40-jährige Diplom-Volkswirt hat an der TU Berlin promoviert, arbeitete zunächst in der Wirtschaft und trat 1996 - unter dem damaligen SPD-Wirtschaftsminister Burkhard Dreher - ins Wirtschaftsministerium ein. "Mich reizt die Aufgabe, das Großprojekt mit zum Erfolg zu führen", sagte er dem Tagesspiegel.

Bisher ist die Gesamtfinanzierung, die nach den Verträgen bis zum Jahresende stehen muss, nicht gesichert. Vor der parlamentarischen Sommerpause hatte Fürniß im Haushaltsausschuss von einer Lücke von 20 Prozent gesprochen. In der Landesregierung ist das Vorhaben trotz offizieller Bekenntnisse nicht unumstritten. FinanzStaatssekretär Karl-Peter Schackmann-Fallis erneuerte erst in der vergangenen Woche Bedenken des Finanzministeriums hinsichtlich der Gesamtfinanzierung der Großinvestition. Sowohl Ministerpräsident Manfred Stolpe wie auch Wirtschaftsminister Fürniß reagierten dem Vernehmen nach verärgert. Wie es heißt, soll auch Intel wegen des Störfeuers gereizt gewesen sein.

Die Chipfabrik wird auch Thema der nächsten Landtagssitzung am 19./20. September sein: Das Parlament muss über eine 74-Millionen-Bürgschaft des Landes entscheiden, ohne die Mitinvestor Dubai eigene Investitionsmittel von 90 Millionen Mark für den laufenden ersten Bauabschnitt nicht freigeben will. Nach derzeitigem Stand werden SPD und CDU die Bürgschaft mittragen, während die PDS zunächst genauere Informationen einfordert.

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